Rückblick auf mein törnreiches Windjahr 2006!
Wieder ist ein Jahr durchs Land bzw. übers Meer gezogen und was übrig blieb, das sind ein paar Erinnerungen …
Nachdem mit zunehmendem Altersfortschritt (den 60er machte ich 2006 voll) die neuen Erlebnisse öfters nur noch ins Kurzzeitgedächtnis wandern und dort immer schneller verdrängt werden, dachte ich mir, ich sollte sicherheitshalber die Jahreserinnerungen gleich dokumentarisch fest- und damit abrufbar machen. Weil heutzutage hochaktuell, vor allem da allgemein zugänglich, wählte ich dazu beim YCBS die Plattform des World Wide Web und lasse euch so ein wenig teilhaben (auch dich, falls ich damit dein Interesse wecken konnte). Zudem komme ich hiermit meiner Verpflichtung zur Erstellung eines Berichtes wegen Regattaförderung durch den YCBS nach.
Meine Retrospektive läuft chronologisch verkehrt, sozusagen im Rückwärtsgang und ist so auch gut zum Etappen-Lesen geeignet. Sie soll dir die warmen Farben des Sommers und den angenehmen Wind des Meeres in die kalten Wintertage zurückbringen.
Das Erstellen geht ganz einfach:
Man nehme sein GPS (Ganglien-Protokoll-System) und rufe unter dem Menü-Punkt „Routen“ über „Remember“ die Funktion „Backtrack“ fürs Jahr 2006 auf und schon nach kurzer Synapsen-Aktivierung erscheint das eine oder andere Bild (natürlich gleich im JPEG-Format) vor dem virtuellen LCD-Auge und dann (dank Bio-Chip-Connection), dann fangen die Finger wie verrückt an …. – über den Tasten zu kreisen, zu tanzen und bald zu tippen !
2nd Adriatic Offshore Challenge (AOC) – 7. bis 14. Oktober 2006:
Eigentlich wäre ja ursprünglich der nächste Eckercup in diesem Herbst fällig gewesen, aber nachdem auf 2007 verschoben, erlaubte uns die von Blu Balu zum zweiten Mal organisierte AOC (eine Fahrtenschiff-Regatta von Murter nach Dubrovnik und auch wieder retour) eine Art Generalprobe. Werner Zarl bringt uns und seinen Versorgungseinkauf mit dem VW-Atlantis nach Kroatien. Wir übernehmen in der Marina Kremik und transferieren uns nach Murter. Unser Schiff ist eine FIRST 47.7 namens „KALI“ und die Crew besteht aus hochmotivierten YCBSlern (meine beste Crew – sh. Bild).
Die erste Wettfahrt der Regatta ist ein High-Speed-Ritt. Um 14.40 h starten wir bei Murter und um 7 h morgens stehen wir kurz vor Dubrovnik plötzlich in der Flaute. Dazwischen spurten wir nachts durch ein Gate bei Hvar, nehmen die Enge bei Korčula mit max. Spannung (ein unbeleuchtetes Einzelgefahrenzeichen und ein aufschießender Konkurrent bringen fast zu viel Kick in die Sache) und gehen schließlich als 5. von rd. 50 Schiffen durch das Etappenziel.
Die Pause in Süddalmatien tut uns gut und wir besichtigen Dubrovnik – die Perle der Adria. Wie bei früheren Besuchen sind wir von der Stadt begeistert – vom Stradun, vom Rundweg über den Dächern und einem neu entdeckten Lokal am Mauerfuß. Im Arsenal beim alten Hafen finden sich alle am Abend des nächsten Tages für eine von Blu Balu veranstaltete Zwischenfeier ein. Hier trübt sich unsere Stimmung an der ORC-Club-Bewertung unserer „KALI“ etwas. Wer hätte das gedacht, was ein Spectra-Segel mit dem Faktor macht!?
Die zweite Wettfahrt ist anfangs allzu windstill. Nach einem Kreuzkurs an der Halbinsel Pelješac entlang und der Passage durch das erste Gate bei Otok Lirica entscheiden wir uns für die Route im Süden der Insel Korčula. Am Ende einer Regatta-Schlaf-Nacht ist sogar die Reparatur eines Lochs in der Genua drin (was täten wir ohne Georg und ohne den Superkleber) und Andy navigiert an einer Logleine hinter dem Schiff im Wasser (damit er wieder fesch ist). Insgesamt viel Segel-Feinarbeit spez. auch für Trimmer Hannes.
Irgendwann springt der Wind doch wieder an. Einige Zeit lang sieht es so aus, als würden unsere Mitbewerber in ihren Flautenlöchern verfaulen, aber der Gott aller Winde verteilt seine Brisen doch gerechter, als wir es erhoffen.
Zwischenzeitlich gibt eine Reihe von Schiffen in den zermürbenden Stehzeiten auf. Josef dirigiert unsere First in seiner Wache weit abfallend nach Süden und einige Windstriche bringen uns hoffnungsfroh voran. Schon scheinen die in Landnähe etwas weiter vorne liegenden Yachten in greifbare Nähe zu rücken (der spätere Sieger Anton Schmalzbauer gerät schon fast in Panik), da wendet sich das Blatt wieder. Drei müssen wir ziehen lassen, aber dann machen auch wir wieder eine Menge Meter in den anbrechenden Abend hinein.
Delphine begleiten unsere flotte Fahrt, während alle außer dem jeweiligen Steuermann auf der hohen Kante sitzen und das Gewicht nach außen trimmen, solang, bis uns fast die blutleeren Füße (und dergleichen mehr) vom Rumpf abfallen. Eine rasante Kreuz bringt uns so zum Gate nahe Hvar, welches von der Regattaleitung wegen der langen Flautenzeiten zum vorverlegten Ziel erklärt worden war. Nach einem Erholungsstopp in der Marina Palmižana starten wir um Mitternacht unter Motor und fahren mit Wind auf die Schnauze bis zum Morgen nach Murter retour.
In der Marina Hramina gibt es natürlich eine gut organisierte Abschlussfeier mit üppiger Blu Balu-Versorgung, viel Smalltalk und auch die eine oder andere Verwunderung bei der Siegerehrung. Alles in allem haben wir gut abgeschnitten (3. in der Gruppe ohne Spi über 45 Fuß). Klar wird aber auch, dass das ORC-Club-Bewertungssystem seine Tücken hat und auch Regattaleitungen ihre Eigenarten aufweisen (Wertung von Schiffen, welche das letzte Gate nicht passiert haben?).
Zwei wesentlichste Erfahrungen bringt die AOC:
Erstens – die Crew ist schlagkräftig und kann gut miteinander !
Zweitens – das Test-Schiff ist nur eingeschränkt für einen Eckercup-Einsatz geeignet – riesiges Restgroß nach dem Einreffen und das vorhandene Rating unter ORC-Club von uns schwer zu erfahren.
Für weitere Detail-Informationen hier Links zum feiner ausgeführten und faktenreichen AOC-Bericht von Haupt-Navigator Andreas Goldgruber bzw. zur AOC allgemein unter www.blubalu.com.
CSI-Cup bei Sk. Hubert Raudaschl – 23. bis 30. September 2006:
2005 war ich mit der vorläufigen Eckercup-Crew selbst auf einer Grand Soleil 45 als Skipper mit von Partie ( sh. Website-Bericht => CSI-Cup 2005 ). Heuer ergab sich über Einfädelung von Hannes Schmid, der mich hier mitnahm, eine andere Art des Mitmachens am CSI-Cup, nämlich die einer Kojenplatz-Teilnahme bei einem Kapazunder, einer Legende, einem alten Haudegen, einem Oldboy der Segelszene – keinem geringeren als Hubert Raudaschl!
Der Cup wird von Georg Ondrej (Chef von CSI) organisiert und ist ein sehr netter und fast familiärer Event mit ca. 30 gemeldeten Fahrten-Schiffen in Norddalmatien. In einigen Wettfahrten geht es ab Biograd hinaus in die Inselwelt. Heuer sind als Stationen Hramina auf Murter, Sali auf Dugi Otok und wieder Biograd vorgesehen. Hubert Raudaschl, schon Sieger in 2005 auf einer Shipman 50, will auch heuer mitmischen, wenngleich er mit einer Beneteau 50 diesmal einen viel behäbigeren Kahn zu steuern hat.
Vier Gegebenheiten schlagen sich für Raudaschl positiv zu Buche:
seine riesengroße Erfahrung,
die neuen Doyle-Raudaschl-Regattasegel,
der kräftige Wind über die meiste Regattazeit,
die Auswahl der recht brauchbaren 12-köpfigen Crew
(bunt zusammengewürfelt, aber erfahren, einsatzfreudig und schlagkräftig).
Am Ende ist der 10-fache Olympia-Fuchs auch 2006 wieder Sieger und wir dürfen ein wenig bei seinem Erfolg teilhaben.
Meine persönlichen Erfahrungen aus dieser Teilnahme sind wohl die:
Natürlich kocht ein Profi auch nur mit Wasser, aber er kocht es sehr konsequent, mit unheimlicher Konzentration und Ausdauer. Gutes Material, technisch und personell und die reiche Erfahrung ergänzen das Erfolgsrezept. Eine Teilnahme bei einer Regatta unter einem Profi wie Hubert Raudaschl kann ich nur empfehlen – man kann sich einiges abschauen.
Der CSI-Cup ist eine empfehlenswerte Sache für alle Fahrtenschiff-Skipper/Crews mit Regatta-Ambitionen und bestens für den Einstieg in die Szene geeignet.
Für weitere Informationen, Ergebnislisten etc. zum CSI-Cup 2006 und natürlich auch einen Ausblick auf den CSI-Cup 2007 siehe www.csi-yachtcharter.at .
MONTENEGRO-Sommertörn – 26. Aug. bis 2. Sept. 2006:
Crna Gora – Schwarze Berge, blaue Küste, junges Land ! Von hier kommen unsere Grüße an dich !
Mitte 2006 ist das Gebiet der Schwarzen Berge oder Crna Gora, wie die Montenegriner ihre Heimat nennen, vom Staatenbund mit Serbien ausgetreten und steuert nun autonom und souverän einen raschen Kurs hin zu Europa – den Euro hat es schon.
Wir wollten Montenegro bereits 2004 von Dubrovnik aus erkunden, damals bekamen wir aber trotz Zusage von Blu Balu vor Ort keine Genehmigung. Heuer chartern wir zwar wieder bei der Mödlinger Agentur, aber der Stützpunkt ist nicht mehr in Kroatien, sondern gleich im jungen Land direkt, in Kotor. Die Anreise machen wir (Crew siehe unten) per PKW – es ist keine kurze, aber eine problemlose Fahrt. Um 14 Uhr starten wir in Braunau, um Mitternacht verlassen wir die Autobahn bei Split, um 3 Uhr pausieren wir in Dubrovnik, um 5 Uhr kühlt der Espace in Kotor aus (rund 1.200 km ohne nennenswerten Stau). Unser zeitliches Ausweichen in die Nacht war gut, nun haben wir viel Raum vor der Schiffsübernahme.
Unser Plan ist ein Besuch in der früheren Hauptstadt Cetinje. Dort residierte im 19. Jh. König Nikola, als Montenegro schon einmal für kurze Zeit selbständig war (und passend dazu ist unser Schiff nach dem König benannt). Zwischen Kotor und Cetinje liegt ein Nationalpark mit dem Lovćen-Gebirge. Nur ca. 30 Kilometer trennen die beiden Städte, aber die Bergstraßen dazwischen lehren uns rasch, was die schwarzen Berge drauf haben. Gute 1,5 Stunden dauert die wilde Kurvenfahrt an Abgründen entlang. Entsprechend schmeckt der Kaffee in der alten Metropole (wohl eher ein Städtchen) und das Wandern und Besichtigen einiger historischer Stätten tut nach dem langen Sitzen gut. Die Rückfahrt führt uns zum Mausoleum auf dem Lovćen, ein Nationaldenkmal des stolzen Bergvolkes. Leider nimmt uns dichter Nebel fast jede Sicht und bei der Abfahrt schüttet es auch noch so, dass es die Scheibenwischer fast nicht schaffen. Einmal aber reißt es kurz auf und wir erleben einen grandiosen Ausblick über die Bucht von Kotor bis hinaus in die Adria.
Zurück in der früher einmal zu Österreich gehörenden K&K-Militärbasis Kotor bleibt noch genügend Zeit für eine erste Stadtbesichtigung und diese lohnt sich allemal. Nun aber wollen wir Montenegro mehr wasserseitig erkunden und übernehmen rasch und problemlos eine ganz neue Elan 334 Impression, eben die NIKOLA von einem jungen Mann namens Aleksander am Schwimmsteg im Hafen.
Die Crew ist diesmal familiär: Helena und Philipp, Thomas, Elisabeth und ich (Klemens muss heuer daheim bleiben, denn seine Einberufung zum Bundesheer steht unmittelbar bevor – und es ist Salzburg und leider oder Gott sei Dank nicht K&K-Kotor).
Die Seefahrt führt uns anfänglich durch die Boka Kotorska und dann hinaus in die Adria. Das einstige Seeräubernest Perast imponiert uns sehr. Eine Anker-Nächtigung bei der Insel Stradiotti bringt uns ein heftiges Gewitter. Die Fahrt durch die Bucht von Kotor wird ein landschaftlicher Traum. Vorbei an Herceg-Novi und der kroatischen Grenz-Halbinsel Prevlaka passieren wir die Einfahrtsbefestigungen der rund 15 Seemeilen ins Landesinnere reichenden Wasserfläche. Dann sind wir frei für die Fahrt entlang der montenegrinischen Adriaküste – unser Ziel ist zunächst Budva (einst südlichster Ort der Monarchie). Die Stadt begrüßt uns mit wenig Platz für unser Schiff (es wird einer außen am Außensteg), mit viel Tourismus, mit einem wunderschönen historischen Kern und mit einer diskolauten Nacht. Ein deutsches Ehepaar und 2 holländische Crews teilen u. a. mit uns am Steg die Beschallung aus mehreren Richtungen.
Der Morgen bringt Hektik. Wind und Welle kommen auf, der Anker droht auszureißen! Die Holländer fliegen schon ab und wir müssen ohne viel Vorbereitung auch weg. Draußen nahe der Insel Sv. Nikola sind gleich drei Windhosen zu sehen, eine mit einem mächtigen Saugrüssel, und bald nach der Ausfahrt wird das Meer für unseren 34-Füßer recht ruppig. Heute ist das Frühstück im Magen unruhig und unser Etappenziel Bar noch etwa 15 Meilen entfernt – Elisabeth geht es gut, Thomas, Philipp und Helena weniger und mir geht es heute ausgesprochen be…schaulich (ich schiebe es auf das zu üppige Abendessen). Alle sind wir heilfroh, als wir die Marina-Einfahrt querab haben und das zunehmend schlechte Wetter aus geschützter Position erleben können. Leider erreicht uns nun die traurige Nachricht, dass Helenas Oma nach einem Schlaganfall verstorben ist. Die ungeplante Heimreise wird für Philipps Freundin nicht einfach, läuft aber gut. Mit dem Taxi geht es nach Podgorica, mit dem Flugzeug über Belgrad nach Wien und Helena kann ihre so liebenswerte Oma in Pram doch noch sehen und zum Grab begleiten.
Auch bei der Restcrew ist Umplanung angesagt, denn das Wetter wird schlechter. An eine Weiterreise ist nicht zu denken, die Marina-Ausfahrt praktisch unpassierbar. Selbst im Hafenbecken ist einiges an Fender- und Leinenarbeit zu leisten. An Land selbst lässt sich natürlich schon was machen und so besuchen wir die Stadt Bar, ein betriebsamer, wirtschaftlich orientierter Ort mit einem mächtigen Fährhafen. Oben in den Hügeln liegt die alte Ansiedlung Stari Bar und wir fahren mit einem Taxi hin und durchwandern die Gassen zwischen den weitgehend gut erhaltenen bzw. restaurierten Ruinen.
Der Besuch einer weiteren Stadt erfolgt gleichermaßen. Ulcinj – sie wäre unser südlichstes Ziel per Schiff gewesen. Der offene Hafen wird heute über die Kaimauer von Wellen überrollt. Die rote Sperr-Fahne sagt alles. Ulcinj, nahe an der albanischen Grenze liegend, ist eine orientalisch wirkende Stadt und einige Minarette ragen in den Himmel. Wir genießen das Leben und Treiben auf dem Markt, verkosten die etwas anderen Speisen, steigen zur Burg hinauf und betrachten mit Schaudern die brodelnde See – Taxi war gut.
Die Wellen glätten sich – es wird Zeit für die Rückfahrt. Wir zahlen in der Marina und bedanken uns beim jungen Schiffsaufpasser für seine Dienste. Heute steht nach Jugo etwas Bora an. In Bergnähe noch ungut böig, wird es aber dann bester Wind zum Segeln. Später muss es gar wieder der Motor sein. Der Küste entlang erreichen wir Sv. Stefan und besichtigen im Halbkreis rundend die Promi-Hotelinsel. Nach Budva steuern wir den Strand Jaz für einen Mittagsstopp und ein Bad bei nun wieder herrlichem Sonnenwetter an.
Eine Stadt, sozusagen die unsere, müssen die Herzöge noch besuchen. Nach der touristischen/Budva, der geschäftigen/Bar, der orientalischen/Ulcinj folgt nun die sonnige, die grüne, für uns die schönste – Herceg-Novi ! Von außen kommend, gleich nach der Einfahrt in die Bucht von Kotor links oben am Hang angeschmiegt, präsentiert sich „Neu-Herzog“ in aussichtsreicher Lage. Wir ergattern den letzten freien Platz nahe dem Molenkopf und treffen wieder auf unsere beiden Holländer (die hatten sich hier vor dem Schlechtwetter verkrochen). Die Stadt mit den meisten Sonnentagen soll/muss/darf man zu Fuß erobern, denn zahlreiche Stufen führen zu am Hügel verteilten Plätzen und zu den Burgen. Von oben geht der Blick befreiend, aber auch militärisch überwachend, hinaus auf die Passage zur Boka Kotorska. Ein letztes montenegrinisches Abendessen bei den Drei Linden (Tri Lipe) und die Rückfahrt über Risan nach Kotor beenden einen eindrucksreichen Törn.
Doviđenja Crna Gora – irgendwann kommen wir wieder – mach’s gut bis dahin!
KYKLADEN-Törn mit acht Steirer-Buam – 10. bis 17. Juli 2006:
Womit hast du zu rechnen, wenn du im Sommer in die Ägäis reist? So sicher, wie du irgendwo unter einer schattigen Platane deinen Ouzo mit Jamas zuprostend zu Munde führst, so sicher wird dir der verdammte Meltemi irgendwann die Kappe vom Kopf fegen. So geschehen im Juli 2006 mit recht beständiger Ausdauer. Wenn du dann nicht unter dem oben erwähnten Baum sitzt, sondern in einem wackeligen Kahn zwischen Mykonos und Tinos gegen die achte Windstärke ankämpfst, dann ist dir die fliegende Kappe auch schon reichlich wurscht und Salzstreuer brauchst du sicher eine Zeit lang nicht mehr.
Also, da sind 8 gestandene steirische Mannsbilder (keine „Buam“) und ein Skipper (sh. nebenan). Obwohl es auf Mykonos keine Charterbasis gibt, starten wir nach Fluganreise trotzdem dort auf einer Oceanis 473 (Bernhard und Master-Yachting machen es möglich). Zuvor steht programmmäßig für einen Abend noch die Stadt der Windmühlen an – die Luftfuchtler werden bekanntlich hier betrieben, um die Warmen (Nächte) zu kühlen. Mich hat der Haufen von Großfähren-Touristen eher früh zum stillen Segelschiff zurück getrieben.
Unser erster Schlag führt uns zur Taubeninsel Tinos. Es sind zwar nur 12 Seemeilen, aber wir befinden uns sozusagen in der Höhle des Löwen, im Auge des Meltemi, und das gleich bei der ersten Ausfahrt. Üppig geht es her und wir unterstützen unsere Windpferde mit der eisernen Genua. Dies deshalb, um doch etwas mehr Höhe zu machen und den Wellenritt nicht über Gebühr zu verlängern. Bei der Ansteuerung von Tinos reißt uns beim Bergen des Rollgroß‘ ein Block am Baum aus (sind ja grad nur 45 Knoten Wind) und es haut uns das Segel um die Ohren. Mit einer Behelfsleine und einem Reserveblock schaffen wir es gerade noch, das Tuch einzurollen bevor es in Fetzen zu gehen droht. Im Bereich der Hafeneinfahrt gibt der Fallwind von den hohen Bergen herunter noch mehr Gas und wir schieben ohne Segel volle Lage. Bei guter Vorbereitung schaffen wir dank der kräftigen Mannen einen klaglosen Starkwind-Anker-Anleger, auch unter Mithilfe vom Hafenmeister – nicht böser Kommentar danach von ihm: „Weißt du was, du bist ein verrückter Hund!“ (Tasso arbeitete 9 Jahre in Regensburg und spricht ausgezeichnet deutsch). Kurz geht mein Blick dankend hinauf zur Bergkirche , etwas höhere Unterstützung war vielleicht auch dabei. Tinos-Stadt ist ein Wallfahrtsort und später begeben wir uns auf Pilgers Spuren (den sich den Berg hinaufziehenden Teppich für die Knierutscher nutzen wir aber nicht ab). Interessant auf dem Eiland sind auch die kunstvoll gestalteten Taubenhäuser, eine nicht nur historische Besonderheit dieser Kykladeninsel – heute werden viele Wohnbauten mit deren Stilelementen verziert.
Von Tinos geht es weiter nach Syros. Der Meltemi treibt uns mächtig voran und diesmal passt der Winkel besser. Nördlich von Syros schläft er recht unerwartet doch ein und die vorhandene Welle wirft uns unkontrolliert herum. Westlich der Insel wird es besser und schließlich liegen wir ruhig auf der Südwestseite im Ormos Finikas. Hier ist ausgiebig relaxen, baden, tavernen, inselbefahren angesagt. Mit einem Mietauto steuert Bernhard recht schwungvoll durchs schroffe Terrain – bergziegengleich. Spez. besuchen wir die Inselhauptstadt Ermoupoli (die Stadt des Hermes ist zugleich Sitz der kykladischen Verwaltung) und Ano Syros. Hoch oben genießt man einen runden Blick über die einst größte griechische Hafenstadt (bevor Piräus ihr den Rang ablief). Der in Alt-Syros neu eröffnete Kirchenwirt (Name entfallen – Arbeitstitel: Agios Tavernikos!) hätte uns bald nicht mehr los gelassen.
Erst wollten wir Sifnos ansteuern, aber dann zieht es einige der Jungs mehr zur Insel Paros. Bevor wir in den Hafen von Naousa einfahren, wird in der großen Nordbucht noch ein Badestopp eingelegt. Dann werfen wir uns wieder an die touristische Seite der griechischen Zivilisation und finden gerade noch einen Parkplatz, nicht ruhig und mit Bauchweh hinsichtlich Sicherheit. Später wird auch unsere Spring noch entfernt, um Platz zu schaffen und einer hängt sich sogar bei unserem Anker dazu – Griechenland im Sommer! Paros ist zwar nicht ganz so überlaufen wie Mykonos, aber es reicht. Dennoch gibt es viele sehenswerte Plätzchen, ein herrlicher Küstenstreifen im Osten der Insel ermöglicht ausgiebiges schwimmen, Volleyball spielen, sonnenbaden und Strand-Leben.
Die Rückfahrt nach Mykonos sollte bei Nordrichtung laut Prognose wieder meltemihart werden. Josef, Werner und Archy reicht die Plagerei, sie seilen sich ab und nehmen zurück die Fähre ab Parikia. Früh am Morgen legen wir ab und machen kräftig Strecke, um dem Meltemi zuvor zu kommen. Tatsächlich schaffen wir es bis hinüber nach Delos und auch noch die Durchfahrt, bevor uns Wind und Wellen wieder einheizen. Der letzte Abschnitt wird noch einmal bissig, dann biegen wir schon in die Tourlos-Marina auf Mykonos ein und haben das heimlich geführte Rennen gegen die drei Fährenfahrer eindeutig für uns entschieden.
Der Anleger braucht drei Anläufe, so bläst der Etesien-Wind in der Marina und Platz ist nur am Päckchen. Aber heil zurück ist immer was Schönes, vor allem in einem anspruchsvollen Revier. Das wird uns gleich gut von einem Nachbarschiff vor Augen geführt, dem hatte eine harte Meltemi-Böe glatt den Baum beim Großschot-Taljen-Ansatz geknickt.
Für 2008 gibt es eine Absichtserklärung der steirischen Eichen für einen nächsten Törn – ob es wieder Griechenland wird?
YCBS-Vorstandswechsel-Segeln an der oberen Adria – 14. bis 17. Juni 2006:
Anfang 2006 erfolgte eine größere Veränderung im Vorstand des Yachtclub Braunau-Simbach. Erstens gab es die Rochade bei Commodore und Vize, weiters schieden einige Vorstände aus und neue wurden berufen. Entsprechend kam es auch teilweise zu Neubesetzungen von Funktionen. Als Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit der ausscheidenden Funktionäre kam die Idee auf, abschließend ein paar Tage ein gemeinsames Vorstandssegeln durchzuführen. Die Hammingers stellten sich mit der RAPA NUI zur Verfügung und Sepp Höller kontaktierte Wolfgang Matschl und konnte später die MIRAMAR I erstmals von ihm übernehmen. Nach entsprechenden weiteren organisatorischen Vorarbeiten durch Commodore Ferdinand und anderen war die Sache startklar – der YCBS-Vorstand konnte auf 2 bestens ausgestatteten Mattseer Untersätzen (von Schöchl bzw. Steiner) aufs Wasser gehen.
Meine kurze Schilderung des Törns konzentriert sich mehr auf die MIRAMAR-Crew – hier bin ich daheim. Skipper ist Sepp Höller und die weitere Mannschaft komplettieren Wolfgang Forstner, Karl Meister, Richard Schölm und Sigurd Ruh.
Nach der Anreise erfolgt die Schiffsübernahme in San Giorgio di Nogaro im Hinterland der oberen Adria und der Lagune von Marano. Eigner Wolfgang Matschl erklärt in angenehmer Weise sein sehr gediegenes neues Schiff. Einige Einrichtungen sind etwas vom üblichen Joghurtbecher-Typ abweichend. Nach dem Ablegen liegt die Fluss- und Dalbenfahrt vor uns. Sepp ist ehrgeizig und überholt einen russischen Frachter mit netten Drehzahlen (ist ja für den Motor fallweise nötig). Nach Porto Buso liegt eine windfreie Adria vor uns. Zwar bei Motorenlärm, sonst aber urgemütlich ziehen wir in den Abend hinein und in direkter Richtung nach Umag hinüber. Wolfgang kredenzt Wurstsalat und Flüssiges, Richard füttert den GPS und seine Kamera, Karl und ich plaudern ein wenig über Erdspeicher und Sonnenkollektoren, Sigurd denkt sich altersgelassen „What shall it!“ und dann drauf: „Gibt es jetzt rot oder weiß?“.
Es geht sich haarscharf aus – die Küche im Restaurant Punta in Umag versorgt uns noch, als wir uns dort am späten Abend mit der RAPA NUI-Crew treffen.
Der neue Tag bringt zeitweise leichten Segelwind für eine Fahrt nach Rovinj. Zwischendurch treffen wir uns draußen am Meer mit der RAPA NUI. Später, in Rovinj angekommen, werfen wir unseren Anker in die Südbucht Lon. Dort begrüßt uns nicht nur die Heilige Eufemija hoch oben vom Kirchturm, sondern auch das Ehepaar Desch auf ihrer Bavaria. Gemeinsam mit Berni und Sigi besuchen wir später die „4 Brüder“ für ausgezeichnete maritime Verpflegung und lustige Plauderei. Die Nacht ist angenehm ruhig und das morgendliche Bad herrlich erfrischend. Irgendwann ist Rovinj-Abschied angesagt und schon müssen mir langsam wieder Richtung Heimathafen steuern.
Der nächste Stopp wird Novigrad. Am Wellenbrecher innen finden wir noch einen Platz und auch Elly, Manfred, Annemarie, Ferdinand, Christian und Klaus auf der RAPA NUI erwischen eine Lücke. Die Besichtigung der großzügig angelegten neuen Marina Nautika und ein Spaziergang durch den belebten Ort bei klebrigen Eisfingern folgen.
Am Abend laden die scheidenden Vorstände die noch im Amt bleibenden zu einem Abschluss-Essen ein und beenden so in nettem Rahmen den nun zurückliegenden gemeinsamen Weg im Gremium des YCBS.
Noch ein Frühstück am nächsten Morgen gemeinsam im Ort und dann wird es Zeit für den Aufbruch. Die MIRAMAR muss wieder zurück nach San Giorgio gebracht werden. Der RAPA NUI bleibt mehr Zeit, denn Umag ist nahe.
Nach einer ruhigen Überfahrt nach Porto Buso legen wir noch kurz vor San Giorgio einen Badestopp im Fluss Ausa ein und müssen dann die schöne MIRAMAR ein wenig wehmütig, dankend mit einem Abschluss-Umtrunk, wieder an Wolfgang Matschl zurückgeben.
Im Bild: Ein tailandgebräunter Mahagoni-Man namens Sigurd Ruh – unser ältestes bisheriges Vorstandsmitglied – hier stellvertretend auch für die ausgeschiedenen Freunde Wolfgang Forstner, Vroni Krebs, Karl Meister und Richard Schölm.
GRAUREIHER am BLAUWEIHER – Seniorensegeln Venedig – 27.5. bis 3.6.2006:
Segeln ist bei ausreichender körperlicher Verfassung gerade auch eine Freizeitbeschäftigung für Senioren. Diese haben angeblich viel Zeit, manchmal eine gute Pension und dann auch ausreichend Kröten. Beides braucht man irgendwo für diese Art der Frischluft-Beschäftigung. Ich habe dem Umstand Rechnung getragen und im Jahr 2005 einen ersten diesbezüglichen Törn organisiert – siehe dazu auch mein Bericht unter => Warum in die Ferne schweifen?
Da im Vorjahr die Unternehmung wirklich gut gelaufen war, folgte 2006 ebenfalls eine ähnliche Veranstaltung mit dem sprechenden oder passenden Übertitel GRAUREIHER am BLAUWEIHER.
Ganz so planmäßig reibungslos wie 2005 sollte der Törn heuer nicht über die Bühne gehen, aber das kommt später!
Mit zu 2005 doch modifizierter Crew, aber gleichem Schiff und Charterort steht die Organisation. Werner Zarl ist wieder Bus-Fahr-Meister und Co-Skipper, Peter Krebs natürlich Smutje und Musikus, Gerhard Futschik verwaltet die Bordkasse, Harald Levy und Dieter Trnka machen mit viel technischem Verständnis rundherum Assistenz (aber ohne Abstinenz) und Skipper ist meiner einer.
In Portorož übernehmen wir problemlos unser Schiff, eine Sun Odyssey 43 DS. Das Platzangebot ist großzügig, damit geht das Verräumen zügig. Heute Abend haben wir noch Werners VW-Atlantis zur Verfügung und nutzen dies für eine Fahrt hinüber zur Salzfeld-Bucht und sitzen dann zum Einstand im romantischen Gastgarten bei Ribić. Der Fisch schmeckt vorzüglich, die Nacht ist lau, der Urlaub hat begonnen. Dies merkt man auch zurück beim Schiff – alle sind kreuzfidel, als wir spät in den Kojen verschwinden.
Auslaufend ab Portorož streifen wir kurz Piran mit einer Hafenrunde und dann legen wir Ruder hinüber nach Italien – wir wollen letztlich in die Lagune von Venedig. Das bisschen Wind kommt aus der Zielrichtung, also ist Motor angesagt. Peter kocht, andere steuern, schauen, plaudern, lesen – Zeit, Raum, Land, Meer verschmelzen – es passt. Schließlich steuern wir die Piave an. Das Meer ist ruhig, die Tide noch steigend und so finden wir einen Platz hinter der Mündung in der kleinen Marina beim Nautic Service in Cortellazzo. Spaziergang, Wirtschaft und Nächtigung sind gemütlich, die Sanitäranlagen piko-bello und sogar mit Vase und Rose am Waschtisch geschmückt.
Der Morgen zeigt sich grau mit verschlechterndem Wetter. Wir wollen in die Lagune von Venedig weiter. Ich warte hohen, aber noch steigenden Tidenstand ab und wir brechen dann gegen Mittag auf. Bei der Ausfahrt kommt seitliche Welle und der Wind legt zu. Nach Grundberührung werden wir abgestoppt und rasch seitlich strandwärts versetzt. In einer Zwischensenke der Mündungsbarre können wir uns halten, finden aber trotz zahlreicher Versuche weder unter Motor, Segel, extremer Lage, Ankerhilfe, eine Fahrrinne ins offene Meer. Telefonische Hilferufe und schließlich PAN PAN-Funkverkehr mit deutscher Übersetzung bringen eine Schlepphilfe herbei. Das motorisch mächtig bestückte Boot schafft aber wegen des zwischenzeitlich schon gefallenen Tidenstandes keine Befreiung. Über Funk wird uns klar gemacht, dass ein weiterer Versuch erst nach neuerlichem Anstieg in einigen Stunden sinnvoll wäre. Was mir die zweifellos erfolgte Fehleinschätzung der Ausfahrtsverhältnisse nun bringt, das sind die für mich längsten und intensivst erlebten Stunden als Skipper.
Wind und Wellen nehmen weiter zu und es wird ein sehr harter Kampf in unserer Legerwall-Lage. Mein Kompliment geht hier an die Crew, welche viel Ruhe und Umsicht trotz der absolut beschissenen Situation zeigt. Mein unausgesprochener Dank geht an die Konstrukteure von Volvo-Penta – die Maschine leistet ganze Arbeit. Nach 17 Uhr kommt das Schleppboot wieder. Leinen sind vorbereitet und bei vollen Segeln und voller Motorenleistung gelingt die Befreiung, allerdings bei zwei harten Abstoppungen nach Fahrtaufnahme. Dies tut der Kielbefestigung nicht gut (siehe Bild), aber das merken wir erst im freien Gewässer in Form eines etwas undichten Schiffes. Nach Pützeinsatz und späterer Reinigung der sich verstopfenden Siebe der Bilgepumpen ist das Problem vorerst automatisiert. Ein Skipper-Besuch in Cortellazzo mittels Bergeboot regelt die Abschleppkosten. Zurück beim Schiff ist es höchste Zeit für die Fahrt in die Lagune von Venedig, denn alle Häfen in der Nähe sind z. Z. für uns nicht zur Ansteuerung geeignet und was wir heute sicher nicht mehr brauchen, das ist eine Nachtfahrt. Der Vorwindkurs ist günstig für unsere Kielprobleme und bei laufenden Kontrollen erreichen wir ohne weitere Schwierigkeiten die Einfahrt in die Laguna Veneta.
Kurz hinter Punta Sabbioni findet sich in der Marina Lio Grande ein Platz. Wir müssen uns mitten im Becken spinnennetzmäßig vertäuen, denn die Stege sind für die momentan herrschenden Gezeitenhübe von 1 Meter schlecht geeignet. Ein näherer Schiffs-Check macht nicht gerade froh und draußen schüttet es mittlerweile in Strömen, aber wir sind in Sicherheit. Im weiteren Verlauf heißt es das schlechte Wetter durchziehen zu lassen, um dann bei ruhigen Bedingungen die Rückfahrt nach Portorož anzugehen. Die Pause nützen wir zur Besichtigung von Venedig ab der Marina Sant‘ Elena bzw. einem kostengünstigen Nebenbecken.
Venedig ist bei jedem neuerlichen Besuch immer wieder ein besonderes Erlebnis. Wir durchstreifen Plätze und Gassen, werfen uns in den Trubel, lassen uns vom besonderen Flair dieser Stadt verzaubern und finden urige Gastlichkeit. Als besonderen maritimen Leckerbissen haben wir einen Besuch im Museo Storico Navale am Programm. Ein Abstecher nach Murano durch die Lagune geht sich noch aus, dann wird es Zeit für die Rückfahrt.
Die Prognose ist gut, das Wetter auch, der Morgen früh, die Crew entschieden, die Vorbereitungen auf Sicherheit ausgelegt, der Kurs landnah, die Kontrollen laufend. Am späten Nachmittag ist Piran und dann Portorož gut erreicht. Schadensmeldung, Protokoll beim Hafenamt in Piran, Schiffsrückgabe, Telefonat mit dem Eigner werden zwar kein Freudentaumel, aber sagen wir einmal so – es hätte schlimmer ausgehen können. Mit einem blauen Auge bzw. einer ordentlichen Delle im Selbstbewusstsein und in der Geldtasche ist der Skipper davongekommen. Der Schaden am Schiff erweist sich als mächtig. Versicherung und Werft leisten einen ordentlichen Beitrag, bis die Yacht wieder in Einsatz gehen kann. Für die Crew tut mir der Vorfall leid – natürlich war der ganze Törn dadurch beeinträchtigt.
YCBS-Cup ab Palma de Mallorca – 8. bis 15. April 2006:
Seit 1994 veranstaltet der YCBS in der Karwoche seinen Clubtörn mit Regatta zur Clubmeister-Kürung auf See. 2005 machten wir Genua (sh. dazu ein lustiger Bericht vom YCBS-Cup 2005 von meiner Frau Elisabeth). Nun geht es zu den Balearen. Für mich ist es 2006 nonstop bereits die 13. Veranstaltung dieser Art („Alle hat er gesagt!“), welche ich auch als Club-Zahlmeister begleiten kann.
Ziemlich danebenstehend darf ich als Skipper und Scherzbold kurz meine Crew vorstellen (leider hab ich beim Knipsen die Kamera etwas verrissen):
Eines der 14 teilnehmenden Schiffe ist unseres. Wir übernehmen eine Bavaria 46 Cruiser in Palma de Mallorca – STARFISH ist ihr Name, was auf gut deutsch Seestern heißt. Werner Zarl und ich können hier schon vor Eintreffen der Restcrew einiges erledigen, sind wir doch schon wegen div. Vorbereitungen früher mit Organisator Gerhard Nagy angereist. Nach dem anfänglich üblichen Wirbel (wenn ca. 100 Leute gleichzeitig in einen Stützpunkt einfallen, dann rührt sich was), wird es nach dem Auslaufen (heuer sind wir einmal die ersten) gleich ruhiger, zumal wir uns hinter der Badia de Palma auch schnell ordentlich gegen Westen absetzen. Das Wetter ist ausreichend stabil vorhergesagt, so treten wir unser „Rund Mallorca“ an und sind auf diesem Kurs das einzige YCBS-Schiff (und sonst ist auch kaum wer unterwegs). Unser System eines jeweils anderen diensthabenden Tagesskippers praktizieren wir auch heuer: Lore macht den Anfang.
Die erste Pause legen wir Sonntag Mittag in Port d’Andratx ein. Der Hafen bzw. die Marina ist voll, aber an der geschlossenen Tankstelle ist Platz für unsere Essensrast. All zu lange halten wir uns nicht auf, denn wir wollen heute noch bis Port de Soller, welches ca. in der Mitte der Nordwestseite Mallorcas liegt. Nach dem Runden von Sant Elmo eröffnet sich der Blick auf die schroffste Seite der Insel.
In Port de Soller regiert der Staub – im ganzen Hafenbecken wird umgebaut, gebaggert, gebohrt, gehämmert, geschnitten. Wir verziehen uns mit dem nostalgischen Orangenexpress duftig durch blühende Apfel- und Zitrus-Plantagen hinauf nach Soller zum Abendessen – heute gibt es leckere Tappas – und kehren erst in der Dunkelheit mit der Tram zurück. Dann aber ist es ruhig geworden, der schon bestens renovierte Teil hinauf zu Burg und Kirche romantisch schön und oben wird die Nacht beim Blick hinaus aufs Meer recht lauschig. Wodka-Sangria liefert eine Bar und für die Verfressenen gibt es auch noch einen Burger-King.
Am Morgen, nach Frühstück, Einkauf und mehreren vergeblichen Versuchen, irgendwo Marinagebühren los zu kriegen, tanken wir unser Schiff voll und verzupfen uns ohne schlechtes Gewissen. Wie schon gestern, so tut sich auch heute zu wenig mit dem Wind. Sa Calobra, mit dem Blick in den Torrent de Pareis, bringt einen Badestopp für die Unverfrorenen (Lore, Werner und Elisabeth). Die anderen, spez. mich bringt da niemand rein, das ist mir zu kurz, im April sollte man noch nicht einmal barfuß gehen!
Am frühen Nachmittag kommt endlich Wind auf. Mit Vollzeug kreuzen wir zum Cap de Formentor und sind damit am nördlichsten Punkt unserer Rundreise. In Rauschefahrt steuern wir nun unser nächstes Ziel, Port d’Alcudia an. Tagesskipper Reinhard schafft gute 8 Knoten. Kurz matchen wir uns in größerem Abstand mit einem Partner, bis dieser Richtung Pollenca weg zieht (später erfahren wir, dass es Klaus Schäfer war). Eingebogen nach Port d’Alcudia versorgt uns Lore mit ausgezeichneter Penne al Sugo und unserem besten Rotwein. Danach schlendern wir den Strand entlang und erkunden den Hafenort zu Fuß. Romana gefällt es hier besonders und träumt von einem späteren Urlaub auf diesem schönen Flecken Erde. Abends kommt doch noch einmal der Hunger durch. Nach einem Warte-Guinness sitzen wir in einem Traum-Lokal und sind begeistert von den spanischen Köstlichkeiten, die uns „Josefs“ Wirtin persönlich kredenzt.
Die Nacht bringt Schlechtwetter mit 5 bis 6 Bft. aus Nordost, am Tag nach rechts drehend. Eine windig wellenhohe Amwind-Fahrt über die Badia d’Alcudia bringt der neue Morgen für Tagesskipperin Elisabeth. Die Mägen werden teilweise etwas rebellisch, aber nach dem Cap de Ferutx ist es mit dem Blaserich vorbei, was nicht unbedingt heißt, dass es wellengemütlicher wird. Erst als wir hinter der Osthuk Cap de Capdepera in die Cala Ratjada einbiegen und anlegen, dann ist Erholung möglich. Die Mittagsrast mit kräftiger Kartoffelsuppe tut den angekratzten Magennerven gut. Zwei Stunden pausieren wir hier – Klaus Schäfer liegt mit seiner Crew ebenfalls an der Mole. Später beginnt er mit etwas langatmigen Ablegevorbereitungen und wir beobachten diese vom Molencafe aus. Dann geht es Schlag auf Schlag: ausgemachterweise schlendern wir zu unserem Schiff und dann sitzt jeder Handgriff – in 10 Sekunden biegen wir schon aus der Parklücke und lassen einen höchst verblüfften Klausemann zurück. Draußen aber putzt er uns wieder – bei voller Motorkraft – und ist vor uns in Portocristo. Hier wird der YCBS-Geruch schon stärker und abends bei der Wirtshaus-Suche vernehmen wir von weitem Saulis Stimme und seine Lokal-Empfehlungen. Uns zieht es aber nahe der Kirche in eine kleine Schenke mit recht bodenständiger, verbaler Speisekarte. Satt und friedlich können wir später in der Marina die Nacht verbringen.
Den Trainingspart hat Werner als Tagesskipper. Es ist schon Mittwoch und damit die letzte Möglichkeit vor Regattabeginn. Wenden, halsen, reffen, trimmen, Rollen zuteilen, Ohren zuhalten (unser Gasmelder spinnt sich aus und ist nur mit der Kombizange durch Reinhard zu beruhigen) – Training ja, aber nicht zu viel, schließlich brauchen wir auch morgen noch genügend Kraft. Abends ist als allgemeiner Treffpunkt die Cala d’Or vereinbart und ganz hinten am Steg „L“ sammeln sich auch sukzessive alle 14 Schiffe (teilweise mit etwas Einfahrtsschwierigkeiten). Bei uns gibt es Apfelpalatschinken, wovon auch Organisator Gerhard Nagy eine saftige Flade zur Beruhigung abbekommt. Mit etwas Regatta-Vorbereitungen und einem späteren Abendessen in einem Marina-Restaurant endet der Tag.
Donnerstag / Regatta-Tag 1 – es geht los!
Vor Beginn herrscht klarerweise immer etwas Spannung – duschen, Brot holen, frühstücken, alles gut verräumen, das Schiff muss Wasser lassen, Skipperbesprechung, Informationsweitergabe, Startnummern befestigen, Anker versorgen, letzte Instruktionen, auslaufen. Wir müssen von der Cala d’Or zum Startgebiet in der Cala Mondrago. Helmut Zeilinger ist heuer Regattaleiter.
Der Start missglückt, da wegen eines Zeitenkoordinationsproblems der Schuss unerwartet, d. h. zu früh erfolgt. Zudem bleiben wir hinter Sauerlachner hängen. In Lee kommen wir an den 50er-Segelflächen nicht vorbei und in Luv ist es wegen Felsen zu eng. Somit gehen wir als letzte über die Startlinie und es bleibt nur das Aufholen, was wir dann auch mächtig tun. Bei der Spiere draußen Richtung Insel Cabrera ist das halbe Feld zurück gelassen. Es geht noch gut weiter bis zum Tagesziel vor Rapita, aber die Anfangsprobleme wirken sich doch aus.
In der Marina Sa Rapita reihen sich die YCBS-Schiffe gleich nach der Einfahrt kompakt aneinander (sh. Bild). Natürlich gibt es jetzt einiges zu erzählen, Crews vermischen sich, es wird gelacht, gelärmt, gepoltert. Am Abend steigt ein bescheidenes Molenfest, welches vorwiegend durch die lustige Seemannstaufe getragen wird (Peter Krebs als arabischer Neptulus und Assistent Wolfgang Forstner wässern die „Zugänge“ und zudem auch noch den neuen Commodore richtig ein).
Der Freitag bringt uns in der 2. Wettfahrt von Rapita nach Palma zurück. Zu Beginn läuft es für die STARFISH nicht berauschend – Haidinger, Brandstätter, Zeilinger setzen sich kräftig ab und ziehen weit hinaus. Beim Cabo Blanco wittern wir unsere Chance. Eng gehen wir vorbei und drehen landnah in die Badia de Palma Richtung Bahnmarke. Unter Butterfly setzen wir uns voll in Szene und gehen als drittes Schiff über die Ziellinie. Vor uns liegt die Bavaria 42 match von Bibi Andessner (allerdings nicht nach Faktor-Korrektur) und Christian Haidinger (welcher gerade noch rechtzeitig seinen Weit-Außen-Kurs beendet hatte).
Nach Einfahrt in die Marina Palma stehen Abschluss-Arbeiten an (u. a. darf ich als Club-Zahlmeister immer zu den Skippern, um den Cup abzurechnen).
Am Abend steigt dann die große Abschlussfeier mit der Siegerehrung. Bevor wir dort hingehen, will ich dir noch ein besseres Bild der „STARFISHs“ zeigen – diesmal nicht die Füße, sondern die oben schmuckvoll adjustierte ganze Pracht und Herrlichkeit unserer Crew.
Die Siegerehrung bringt dann für beide Tage dies (weißes Band):
1 Haidinger (neuer Clubmeister !), 2 Öhlinger,
3 Brandstätter, 4 Zeilinger, 5 Herzog, 6 Schäfer,
7 Höller, 8 Lackner, 9 Schreiner, 10 Gstöttner,
11 Prommegger, 12 Andessner, 13 Sauerlachner,
14 Zauner. Details auch unter => YCBS-Cup 2006
Gratulation den Siegern, spez. dem neuen Clubmeister (geht doch ohne Commodore-Last). Wir können in Anbetracht der Startprobleme mit dem 5. Platz zufrieden sein.
Bevor wir heimwärts durch die Lüfte ziehen bleibt noch Zeit für eine Besichtigungstour in und um Palma de Mallorca. Mittels Bus besucht ein Großteil der YCBSler erst die Altstadt von Palma – eine Führung im grandiosen Dom La Seu (die Kathedrale des Lichts), eine Wanderung zu architektonischen und historischen Besonderheiten, eine Pizza-Rast. Die aussichtsreiche Festung Bel Ver hoch über der Bucht von Palma lässt uns abschließend noch einmal alles überblicken – die Marina, die Stadt, die Badia de Palma. Dann ist es Zeit für den Flughafen und das heimatliche Osterfest.
Big Boot Training um Izola – 23. bis 26. März 2006:
Je früher das Jahr, desto sportlicher die Zielsetzung. Sehr kurzfristig, ohne langes Überlegen, springe ich auf einen noch freien Platz am Trainingsschiff auf. Veranstalter ist Andreas Hanakamp, der Instruktor ein Engländer namens Mikl Woods und das Schiff die FIRST 47.7 „Abracadabra“.
Um die Woche voll zu machen und mir später die Hotelkosten zu sparen (am Schiff ist kein Schlafplatz mehr frei), fahre ich vorerst mit dem Wohnmobil nach Istrien. Vor Koper werfe ich mich links über die Weinberge. Lange schon wollte ich einmal Sv. Anton besuchen. Das kleine Bergdorf seitlich in den Hügeln ist im März natürlich verlassen, aber dennoch weinselig romantisch. Meine Weiterfahrt führt mich im Landesinnern über die slowenisch-kroatische Grenze in den Trüffel-Ort Buzet. Ich erkunde zu Fuß aufsteigend die alte Ansiedlung oben am Hügel und verkoste unten im neuen Teil ein Tartufo-Gericht. Später wage ich über engste Nebenwege eine Visite im Dörfchen Hum (sprich Chum). Hier wurde die glagolitische Schrift erfunden und einige Zeugnisse der bedeutenden Vergangenheit sind zu besichtigen. Auf meinem Schwenk Richtung Meer entlang des Mirna-Flusses steuere ich auch Motovun, die traumhafte Stadt hoch am Berg und ebenso Triban, das Künstlerdorf, an. Allen mit etwas Zeit bei Törn-An- bzw. Rückreisen kann ich einen Besuch in Zentral-Istrien nur wärmstens empfehlen.
In Izola erwarten mich Andreas Hanakamp und die Trainingskanditaten der FIRST 47.7 „Abracadabra“ (vorwiegend Leute um den Sieger der heurigen Blu Balu-Oriental Race Trophy Reinhard Laufer – siehe auch www.regattateam.at bzw. www.sailing-week.com ). Was in den folgenden vier Tagen kommt, das ist vor allem viel Leichtwind-Training, denn das Wetter zeigt sich wider aller Frühsaison-Erwartungen von der mildesten Seite. Eher unerwartet gestaltet sich auch die Kommunikation an Bord – unser Trainer ist zwar ein ausgesprochener Segel-Fachmann, aber alle seine Erklärungen erfolgen in Englisch. Zum Glück befinden sich Leute mit ausgezeichnetem Dolmetscher-Talent an Bord. Einzelne Ausdrücke hat man ja bald intus, aber bei komplexeren Abfolgen (wir trainieren auch manches mit Spi) wird es bei Langzeit-Schulabsenzlern schon eher schwierig. Resümierend kann ich aber doch von einem sehr guten Training sprechen. Gerade das Aufrechterhalten der Bootsgeschwindigkeit bei sehr leichten Winden kam im Programm auch stark heraus (nicht ver-, sondern durch-hungern).
Backtrack ist am Anfang angelangt:
Damit schließe ich den Rückblick – es ist Zeit zu wenden – 2007 liegt recht voraus – auf zu neuen Ufern!
Schon seit dem Herbst laufen manche Vorbereitungen:
- da ist einerseits der nächste YCBS-Cup ab Procida im Golf von Neapel fix im Visier
- da gibt es ein Regatta-Geschenk namens RUND UM – gemeint ist der Bodensee
- diesmal möchte ich erstmals auch bei der YCBS-Fun&Family-Week mitmachen
- ein Sommer-Familientörn ist mittlerweile auch schon Tradition
- last but not least mein Ziel – das Ecker-1000-Meilen-Race im Herbst 2007
Zurück in der Zukunft!
Da steht ja wohl wieder eine Menge Arbeit vor der Tür – ein wenig Muskelaufbau in den Wintermonaten wird nötig sein, um das alles durchzutrimmen – kommt Zeit , kommt Kraft (und hoffentlich kommen auch die Kröten dazu)!
Ich sag Adieu, Servus, Habe die Ehre – bardon, das heißt hier wohl besser Mast- und Schotbruch.
Herz(ög)lich
Dein Ante
PS:
Irgendwann in 2007 wirst du wieder etwas von den neuen Unternehmungen auf der YCBS-Homepage finden.
Jedenfalls für den Eckercup ist ein aktueller Live-Mitschnitt geplant. Meine Frau Elisabeth wird den Home-Service in Form eines Weblogs mit Begeisterung für uns erledigen. Als Crew steht voraussichtlich meine Beste (siehe AOC) und ein Schiff ist mittlerweile auch fixiert – es wird eine 2007er Sun Odyssey 45 mit uns ins Rennen gehen.