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Ein Kurztörn ist angesagt, schnell entschlossen Last Minute, mit dem Auto anreisen, zeitversetzt sozusagen, nicht Samstag-Samstag, sondern Freitag-Dienstag, mehr Zeit steht nicht zur Verfügung für vier Männer um eine steirische Logistikfirma und die Handys – bardon Smartphones – sind auch im Urlaub recht oft beruflich im Einsatz. Also geht es ab Graz auf schneller Autoput dahin und über die Krker Brücke nach Punat.

kut11-02-freifahrtEcker Yachting hat eine Bavaria 44 frei – AQUARIUS ihr Name, was mich irgendwie nachdenklich stimmt, ist sie vielleicht nicht ganz trocken hinter den Ohren bzw. in der Bilge? Aber kein Grund zur Sorge – die Bayernlady ist zwar schon seit 2003 im Wasser, aber innen staubtrocken. Weniger trocken dagegen scheint die Crew zu sein, zumindest den mitgebrachten Beständen nach zu schließen. Zwei – Bernhard und Ernst – stammen aus der Grünen Mark und zwei, ein Brüderpaar, vom Nachbarland Tschechien aus der Umgebung um Brünn. Eben diese – Jan bzw. in Koseform Honsa und Petr – haben kräftig gebunkert, heimische Spezialitäten aus Mähren, von Muttern selbst vor- und zubereitet zum einen, und Rebensaft dazu zum andern, nicht zu vergessen aber auch noch vier Kästen Bier in echter Pilsner Qualität.

kut11-03-4erbandeDamit ist die Ausgangslage definiert, fehlt aber noch der Skipper, welcher sich hier wieder einmal berichtend als ANTE meldet. Der Name ist das Pseudonym für einen in die Jahre gekommenen Hobby-Schifferlfahrer aus der Braunauer Gegend im oberösterreichischen Grenzland zu Bayern.

Also Anreise per Bahn nach Graz am 4. 8. 2011 ab Spätnachmittag, ab 1 Uhr früh sitzen wir zu fünft in einem Ford Galaxy und sind bei guter Fahrt am frühen Morgen in Punat. Ein Frühstück im Küstenort macht uns wieder frisch. Die Yachtübergabe durch Ecker ist kompetent und geht zügig – das Schiff ist überkomplett und rundherum in Ordnung. Die Sachen verräumen wir schnell, die Kojenzahl ist für fünf ja großzügig bemessen, schon um 11 Uhr bleibt die Marina in der Puntarska Draga zurück und wir erfreuen uns des angenehmen Tiefgangs von 1,65 bei der seichten Ausfahrtspassage.

kut11-04-rabtuermeEine kurze Crew-Einweisung in die Schiffsbesonderheiten liegt schon hinter uns und nun haben wir auch bereits freien Seeraum – genug für einige erste Segelmanöver. Zwanzig Knoten aus NE stehen uns im Maximum zur Verfügung, wobei wir südöstlich fahrend die Senjska Vrata seitlich queren und vor Lopar einen ersten Badestopp einlegen. Wind und Wasser fühlen sich erst einmal etwas kühl an, aber das zwischenzeitlich noch kühler gewordene Pilsner relativiert die Temperatur. Infolge der sich gemütlich lang hingezogenen Relax-Pause und des recht üppig gewordenen Windes wegen steuern wir nicht – wie ursprünglich geplant – im Uhrzeigersinn, sondern dagegen, also auf der grünen Seite der Insel, die Stadt Rab an. Wer das Stille auf der Welt sucht, der muss sich hier in der Hauptsaison wohl verfahren haben, aber die Crew ist das erste Mal in Rab und da kann man mit ruhigem Gewissen behaupten – dieser Kvarneric-Ort ist einfach schön und sehenswert, ist herrlich eingebettet und hat Flair. kut11-05-freibadNach Abendgestaltung mit Rundgang, Essen im RIVA, Nachsitzung und  einer  Nächtigung folgt die Hinterlegung von Euro 72,00 im Marinabüro.

Danach darf die AQUARIUS wieder ins Freie und wir steuern durch den Barbatski Kanal und dann mit Westhaken zur Nordspitze der Insel Pag. Praktisch direkt am Rt. Lun, noch vor Tovarnele gibt’s ab 12 Uhr wieder eine ausgedehnte Mittagspause. Die Uhr zeigt schon auf Fünf, bis wir weiterkommen – ist ja Urlaub. Die längste Zeit geht mit Pokern drauf, wobei das mein erster Ansatz ist, die Geheimnisse dieses raffinierten Spieles zu ergründen. Mein finales „All in“ kommt immerhin erst, nachdem schon zwei der fünf ihre Kröten verloren hatten.

kut11-06-pokererWir wollen heute noch nach Ilovik, aber ausgerechnet oder wie meist bei Segelzielen kommt genau von dort der Wind her. Mit 10 Knoten ist er ohnehin recht mäßig und so können wir, dem Spielfieber nun gänzlich verfallend, auch per Motor noch einen Einsatz wagen: Wer schafft die höchste Geschwindigkeit an der Schleppleine hängend (Anmerkung: nicht zur Nachahmung empfohlen) ? In unserem Fall hält Petr bis zu unglaublichen 7 Knoten durch. Im Gruppenbewerb zuvor ist er mit Ernst bei 4,7 eingebremst worden und seine Frage nach ein paar tiefen Atemzügen: „Warum hast du aufgeheert?“ (Ö können sie nicht sagen die Tschechen, aber Kraft haben sie, Kompliment!).

kut11-07-ilovikliegerUm 19.30 wird uns in Ilovik eine – die kann sein letzte – Boje zugewiesen. Kaum ist der Meister der begehrten Schwimmkörper weg, da kommt eine Motorjacht daher und reklamiert „unsere“ als „ihre“ und wo wir das Beiboot, das hier hängen müsste, wohl versteckt hätten. Wir lagern den Streit insofern aus, indem der Taxibootfahrer, der uns gerade zum Landgang abholen will, die Klärung nach einem emotionalen Wortgefecht übernimmt und den Bojenkönig zu Hilfe ruft – sie bleibt unsere, die wunderschöne gelbe Boje. Anschließend durchwandern wir Ilovik und erfreuen uns am friedlichen Gegensatz zu Rab. Im PORTO lassen wir den Abend gemütlich ausklingen und lernen dabei auch noch ein wenig Tschechisch bzw. auch Kroatisch dazu.

kut11-08-susakrundeDass eine Nacht nicht nur zum Schlafen da ist, das wissen die meisten Skipper ausreichend. Diesmal klopft die Boje bei sich drehendem Wind recht abwechselnd an die Außenseite meiner Stockbettkoje. Was ein komisches Zusammenspiel von Wind und Gegenstrom im Kanal nicht alles bewirken kann – Schiffe in unterschiedlichster Ausrichtung verunsichern die Bewohner. Der Morgen löst die Krampflagen aber wieder auf und so kann ich zum nahen Sv. Petar schwimmen und einen sonnenaufgehenden Anstieg durch die Maccia wagen – ein herrlicher Überblick belohnt.

kut11-15-bernhardAb 9 Uhr gibt es Kreuzkurse im südlichen Kvarnergebiet für die Trimmer und die wechselnden Steuermänner bei SE 20, obwohl wir eigentlich in Gegenrichtung, nämlich zur Insel Susak wollen, aber es ist einfach zu schön am Wind. Dann muss es aber sein und wir schwenken auf Raumkurs und Butterfly, einzig Honsa (die tschechische Bezeichnung für Hans) will das überhaupt nicht verstehen und es zieht ihn beständig zum Wind hin. Zum Glück taucht ein spifahrender Sparringpartner auf, der uns den Weg nach Susak „versüßt“, wenngleich wir letztlich eine knappe Bootslänge hinter ihm bleiben.

Susaks Hafen ist voll, so fühlen wir uns auch am Ankerhaken wohl und im erfrischenden Wasser noch mehr. Ein Aufstieg zum alten Oberort ist lohnend und eine Einkehr bei einem Unterwirt dazu. Um 16 Uhr machen wir uns auf zur Tenderfahrt zurück zur AQUARIUS und fühlen uns auch wie Aquarianer nach dieser – Motto: Fünf in einem Beiboot.

kut11-09-maliliegerNun ersegeln wir uns zügig die Westeinfahrt zur Stadt Mali Losinj und sind natürlich, wie schon bekannt, wieder einmal recht spät dran. Rab und Ilovik waren uns gerade noch gnädig, Mali nicht mehr – alles voll, die brauchbaren Ankerplätze ebenso und ein sehr, sehr steifer Südoster in der Bucht. Erst hoffen wir auf frei werdenden Platz durch eine teilweise heimfahrende Regattaflotte, schließlich verkrümeln wir uns, nach Tiefankerversuchen hinter einem kräftigen Stahlkahn am Westufer der Bucht. Der Eintrag im Logbuch heißt dazu: „19.00 fest vor Buganker und Landleinen neben Nightclub-Schiff in Mali Losinj“. Zuvor aber  mussten wir mit drei satt tätowierten Bodybildnern klar kommen, die mit Messern bewaffnet unsere Landleine nachtclubseitig bearbeiten wollten. Wir bangten um eine ruhige Nacht, dies völlig unbegründet, denn der Sonntag dürfte Ruhetag gewesen sein.

kut11-09-malilosinjRuhig marschieren wir nun in die nahe Stadt. Mali hält leckere Muscheln und eine saftige Fischplatte für uns bereit, dazu eine doppelte Portion Slibo-Draufgabeschnaps vom Wirtn zu Bier und Wein, diesmal Zlahtina, was die Stimmung schon etwas hebt. Beim Rückweg Richtung Schiff lockt uns Livemusik an einen Freiluft-Bartisch. Einige Mojitos u.d.g.m. machen die Angelegenheit noch rhythmischer und nachtverlängernd.

kut11-10-alodrinksEin Tüteneis beim Heimweg bewirkt klebrige Finger, also waschen, was dem Skipper ein kühlendes Bad und einige Kratzer verschafft. Ernst und Petr finden die Abendeinkehr zu kurz und ziehen an der AQUARIUS vorbei zur nächsten Bar, was spät in der Nacht auch ein feuchtes Zwischenspiel mit dem Beiboot auslöst und wir dieses zum Glück in der Früh, obwohl unbefestigt, doch noch vorfinden.

Manche Morgenstund hat Gold im Mund, andere einen Brummer im Schädel. Wir brummen um 08.15 (eine seltsame Zeit – Null-Acht-Fünfzehn ?) zur ersten – no Diesel, dann zur zweiten Tankstelle, weil wir sicherheitshalber hier schon auftanken und uns damit ggf. das Anlaufen der Zapfanlage in Krk ersparen könnten, sofern der Wind ein Rücksegeln ermöglichen würde. Nach 9 Uhr passieren wir den Privlaka Kanal mit recht vielen anderen Schiffen und steuern damit wieder in den Kvarneric zurück. Nun visieren wir das südliche Cres an und machen eine Pause in Pogana, also in der Luka Jadriscica.

kut11-11-uebermuedetVon 10 bis 12.30 hält uns dort eine Boje fest – für Bad, Beibootfahrt mit Einkauf und etwas Nachjustierung des abgefallenen Spiegels. Die Wetterprognose verkündet Regen in der Nacht und Bora für den Folgetag und wir sind rund 30 Meilen vom Heimathafen entfernt. Diese Strecke gegen den Fallwind ankämpfen zu müssen, das ist nicht unbedingt in unserem Sinne und so ist es Zeit, bei noch guten Seebedingungen Meter zu machen. Die Crew zeigt zudem kurznachtbedingt ganz leichte Ermüdungserscheinungen, so nützt der Skipper den Nachmittag für eine Fahrt bis hinauf zur Südwestseite der Insel Krk. In der Uvala Torkul ankern wir schließlich mit Landleinen-Unterstützung als Bora-Festmacher.

kut11-12-buchtenlichtDie versprochene Buchtennacht bringt ein abwechslungsreiches Programm. Die erst noch angenehmen Bedingungen erlauben Badespaß, Strandbesucher-Analysen, eine weitere Pokerrunde, Restbestand-Vernichtungsversuche. Später kommt ein Schlechtwetterdurchzug mit heftigen Regenfällen und auch etwas Blitz ohne Fotoapparat, dazu Schwell und nicht bestellter Wind. Anker und Landleine machen es gut und halten auch die einsetzende eher seitlich kommende Bora in der Bucht gut aus, aber nächtliche Kontrollen machen den Schlaf vor allem für den Skipper etwas portioniert.

Um 09.30 löst Honsa die Landleine und auch der Anker schafft den Aufstieg. Bald nach der Torkul-Ausfahrt sichten wir eine recht große Delfinschule die fischend wirklich lange um uns herum verweilt. Ein Fender macht sich selbständig, so darf der Steuermann sein Können zeigen und der Bootshaken seinen Dienst tun. Wir durchkreuzen passend die Fährenroute zwischen Valbiska/Krk und Merag/Cres bei schon recht kräftiger Bora. Wegen doch noch viel Motorfahrt am Vortag wollen wir in Krk nachtanken und uns evt. auch die Stadt etwas ansehen. Die Fallwinde werden härter und spritzig – vor der Einsteuerung in die Hafenbucht zeigt der Windmesser 44 Knoten. Bei immerhin noch 20 legen wir das Schiff an die Tankstelle. Gleich drauf stellt sich heraus, dass die Dieselsäule grad unter Wartung steht und ziemlich zerlegt am Kai herumliegt. Zum Glück ist die für die Autofahrer nicht weit entfernt und mit etwas Schleppen läßt sich der Mangel ausgleichen. Der Hafenmeister empfiehlt mir bei diesem Seitenwind ein Ablegen unter Zuhilfenahme einer Vorspring (das Bugstrahlruder würde es nicht schaffen). Zudem ist es beschi…. eng – hinten im Eck zu seicht und vorne ein großer Fischkutter. Die sehr dankenswerte Unterstützung des erfahrenen Kroaten bringt ihm ein paar kühle Pilsner und uns ein zwar knappes, aber gelungenes Eindampfen mit zügiger Rückwärts-Ausfahrt.

kut11-13-einsteuerungDie Windmaschine kann’s. Bei der Einsteuerung in die Puntarska Draga macht die Bora gute 46 Knöpfe und am Eckersteg stehen immer noch über 30 genau von der Seite. Die Hoffnung auf einen gemütlichen Draufleger an eine andere Yacht erfüllt sich nicht. Der AQUARIUS-Platz ist von einer kleineren Motoryacht belegt und eine an sich freie Lücke durch eine sehr schräg stehende Mooring versperrt. Etwas entfernt findet sich dann eine Nische mit eher bescheidenem Motorboot an Lee. Nun geht eine klare Vorgangsweise als Instruktion an die Crew. Ein sehr zügiger Anleger mit rascher Belegung der luvseitigen Heckleine (ein gelehriger Mann hilft am Steg) und anschließendem Vorwärtsgang bringt die erforderliche Zeit zur Mooring-Befestigung. Ausreichend Zuschauer sind vor Ort, um unser Werk zu überprüfen, was uns eine durchaus respektable Bewertung einbringt (ein Germane fragt sogar: “ Machen Sie das professionell ?“).

kut11-14-5ercrew

Damit ist die AQUARIUS nach 5 Tagen wieder gut im Heimathafen zurück – 127 Seemeilen mehr in den Wanten und Spanten. Nach der Mittagspause kommt die flotte Rückgabe der Yacht (nur ein Trinkglas fehlt und ein Spannknopf für die Sprayhood) Ecker-like problemlos ! Um 14 Uhr ist der Galaxy beladen und Bernhard steuert den Ford zügig bis Graz (Ernst steigt aus), dann noch bis Mixnitz an der Mur (da steht sein Wagen) und Petr übernimmt für die Weiterfahrt. In Wien werfen mich die beiden Tschechen aus dem Auto (ein paar Pilsner und eine Flasche mährischen Rotwein als Reiseproviant mitgebend). Die ÖBB kutschiert mich bis Mitternacht nach Salzburg und meine Frau per Auto nach Braunau – es ist 1 Uhr nachts und das Kurzzeit-Abenteuer versinkt in einer angenehmen Nachtruhe im eigenen Bett – Laku Noc würden die Kroaten sagen.

kut11-08-antemannJeder Törn hat seine kleinen Herausforderungen, diesmal hießen sie Pilsner, Poker, Gegenstrom – Nightclub-Männer, Mojito, unfreiwilliges Bad – Regen, Bora, Starkwindmanöver. Die nachbarstaatlich gemischte Crew konnte alle Unbill gut ertragen – ein paar erholsame Tage standen klar im Vordergrund. Der Skipper bedankt sich bei der Crew für die großzügige Einladung und beste Versorgung, spez. bei Firmenchef Bernhard, natürlich auch für die lustige und humorvolle Zeit zusammen am Meer und wünscht noch einen schönen Rest-Sommer. Den Lesern des Kurztörn-Berichtes sei das Revier gerne empfohlen – viele weitere Möglichkeiten sind hier in gut und schnell greifbarer Nähe offen.

Mitte August 2011, ANTE

PS: Abschließend noch etwas Törn-Statistik in Tabelle und Graphik für den Überblick !

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