Kaum zwei Meter Tiefgang hat unsere Segelyacht, aber schon bei der ersten Hafeneinfahrt stecken wir im sandigen Boden fest – Ostsee eben !

Eine Verlagerung des Gewichts nach Steuerbord und der kräftige Motorschub retour beheben das Problem rasch wieder. Jedenfalls sind wir jetzt gewarnt: die Tiefenanzeige geht um rund 70 cm falsch.

Wir schreiben den 6. Juli 2024 und übernehmen eine Salona 38 Performance in der Marina Heiligenhafen. Ihr Name ist PUNTA D’ORO und wir wollen mit ihr hinauf nach Kopenhagen und auch wieder von dort zurück zur Basis von ecosail. Neben dem Besuch der dänischen Hauptstadt sind auch der Weg und die Anlegeorte dazwischen unser Ziel. Manches ist von früheren Törns bzw. Landurlauben bekannt, größtenteils aber werden wir das Schiff in für uns neuen Revieren bewegen. 14 Tage sind also vorgeplant und wir sind gespannt, was uns alles erwartet.

Dies zur besseren Vorstellung gleich vorweg:
Insgesamt sammelten wir 10 Zwischenstationen bei dieser Segelreise. Die Karte zeigt dir in aufsteigender Nummernfolge die Rast- und Nachtplätze, welche wir besuchen konnten. Die Strecken dazwischen stammen vom Routenplaner und wurden in der Realität mit einigen Wenden
und Halsen verschnörkelt. So schraubten wir die Gesamtlogge der Yacht um 340 Seemeilen höher.  

Wir? Da wohnten Skipper Christian und seine Frau Ingrid in der Heckkabine an Steuerbord, im Bug hatten sich Brigitte und Wilfried eingerichtet und an Backbord hinten Elisabeth und Anton – vorne also die alemannischen Schwaben vom Bodensee und hinten die bajuwarischen Österreicher aus dem Innviertel. Zur Halbzeit erfolgte eine kleine Crew-Veränderung, aber davon später.

Nach teilweise getrennten Anreisen verbringen wir den Samstag in Heiligenhafen vorerst mit einem stärkenden Frühstück, mit Ortserkundungen, später mit der Übernahme und dem Bezug der Yacht, sowie mit dem Einräumen des Versorgungseinkaufs. Auch einige Mängel am Schiff sind zu beanstanden und können teilweise beseitigt werden. Los geht es nach einer ersten Schiffsnächtigung.

Mittels einiger Bildern mit etwas Text kannst du nun unsere Etappen gerne nacherleben:



Sonntag, 7. Juli 2024:
Von Heiligenhafen (S) zur Insel Fehmarn nach Lemkenhafen (1)  

Eile haben wir heute keine. Das Tagesziel ist nur 9 Meilen entfernt. Kurzschläfer Wilfried hat ein ausgiebiges Frühstück angerichtet. Danach wird noch einiges herumgekramt. Schließlich starten wir um 11:20 Uhr aus der Dalbenbox. Es ist zwar schön, aber nicht sehr warm bei etwas Wind. Dementsprechend sind wir mit Jacke bekleidet und auch die Schwimmwesten sind drüber (weil das Wasser frisch ist und wir zudem in Deutschland sind – Adriasegler sind da etwas lockerer). Das erste Ablegen ist natürlich Skippersache:

Bald aber übergibt der Skipper das Steuer in Frauenhand, weil die Segel zu setzen sind und auch die Navigation etwas Aufmerksamkeit verlangt. Am Graswarder entlang steuert Elisabeth zwischen den lateralen Spieren und schwenkt dann Richtung Insel Fehmarn nach Backbord. Ein paar freie Schläge bringen uns zum Flach vor dem Tonnenstrich für die Zufahrt nach Orth und Lemkenhafen. Während wir an der richtigen Stelle einsteuern, hatte es ein anderer Segler nicht so gut erwischt und sein Schiff muss nun von einem SAR-Boot aus dem Dreck gezogen werden. Auch die Fahrrinne nach Lemkenhafen macht uns keine Probleme, aber unmittelbar in der Einfahrt ins linke Hafenbecken stecken auch wir im Schlick, können uns aber mit eigener Motorkraft wieder freifahren und im rechten Bereich einen grünen Dalbenplatz ergattern:

Es ist erst 13:30, also freut sich der Hafenwirt auf uns – Eis, Kaffee, Waffel, Getränke hat dieser für uns im Angebot. Später spazieren wir durch den hübschen Ort und reservieren fürs Abendessen einen Tisch bei Kolle’s Fischpfanne. Der Weg führt uns weiter zu einer bestens renovierten alten Windmühle, welche fallweise auch noch museal betrieben wird und die ab dem späten 18. Jahrhundert reichlich Geld durch das Mahlen von Getreide einbrachte. Mit „Jachen Flünk“ (jagender Flügel) wurde die mächtige Segelwindmühle 1787 vom ersten Besitzer benamst. Die Besichtigung mehrerer Stockwerke dieses für den wirtschaftlichen Aufschwung Fehmarns so bedeutenden Gebäudes kann man jedem Lemkenhafen-Besucher nur wärmstens empfehlen: 

Und weil das gute Stück auch einem netten Hintergrund abgibt, darf dieses gleich mit auf unser Crew-Selfie:


Das Alter der Windmühle schaffen wir zusammen ganz locker: Anton, Christian, Ingrid, Wilfried, Brigitte und Elisabeth (v.l.n.r) !

Das Speisen bei Kolle wird natürlich fischig, alles ist frisch und es schmeckt ausgezeichnet, wenngleich für den Abend etwas zu üppig, aber wir haben ja Bommerlunder, den deutschen Aquavit, zur Sicherheit eingekauft. Und der geht beim Nachsitzen am Schiff ganz schön runter.



Montag, 8. Juli 2024:
Von Lemkenhafen (1) zur Insel Langeland nach Spodsbjerg (2)  

Heute sind wir früher unterwegs. Kurz nach 8 Uhr verlassen wir den gastlichen Fehmarn-Ort und Wilfried fädelt uns entlang der Spieren unter Motor aus dem Lemkenhafener Wiek. Draußen ziehen wir das Groß hoch und rollen die Genua aus. Der Wind ist jedoch vorerst sparsam, so lassen wir bis Mittag den Motor etwas mitschieben. Deutschland liegt nun hinter uns und die dänische Gastlandflagge flattert bereits unter der Steuerbordsaling. Kurz vor 15 Uhr ist die Tagesetappe von 35 Meilen versegelt und wir liegen gut im Spodsbjerg Turistbådhavn, wie die Dänen auf Langeland diese Marina nennen: 

Den restlichen Tag verbringen wir mit einer Kaffeepause, etwas Wanderung durch den kleinen Ort, Brigitte und Wilfried machen einen ersten dänischen Versorgungsnachkauf, statt Gasthaus gibt es später Essen am Schiff, eine ruhige Nacht folgt einem gemütlichen Abend.



Dienstag, 9. Juli 2024:
Von Spodsbjerg (2) ins Smålandsfahrwasser zur Insel Vejrø (3)  

Das gute Frühstück und auch die von Wilfried perfekt gekochten Eier sind bereits verzehrt und um 08:45 lässt die Punta d’Oro  Spodsbjerg und damit Langeland zurück. Stärkerer Ostwind ist für den Nachmittag angesagt und unser Tagesziel liegt damit gegenan. Wir machen gute Fahrt, zwischendurch recht beschützt von dänischen Marineschiffen, wenden ist angesagt, reffen auch, weil der Wind gut zulegt, Schräglage und spritzendes Ostseewasser gehören dazu. Die letzte Meile, um die Fahrt nicht zu lange werden zu lassen, steuert Christian unter Motor gegen die inzwischen wohl 6 Windstärken und biegt dann bei schon viel Schwell in den schützenden Hafen der Insel Vejrø ins Nordbecken ein. Nachmittagsmitte ist es nun und 30 weitere Seemeilen zeigt der Zähler: 

Der Wind legt weiter zu und zahlreiche Yachten strömen zum Schutz in den Inselhafen, aber die windoffene Osteinfahrt macht es nicht sehr einfach. Hafenkino und Mithilfe beim Anlegen ist angesagt. Inbesondere im Südbecken tanzen die Schiffe und lassen die Masten ordentlich pendeln. Im kleinen Naturladen bekommen wir durchsichtigen Kaffee bzw. nach Schweineschmalz schmeckendes Bio-Eis, was von der Crew nicht sehr gut geheißen wird. Sehr lobend darf aber unser Spaziergang auf der Insel erwähnt werden. Vejrø wurde vor einigen Jahren von einem italienischen Industriellen gekauft, ist also in Privatbesitz, und der Eigentümer investierte eine Menge in eine naturnahe extensive landwirtschaftliche Nutzung. Gleichzeitig aber ließ er auch Gärten und riesige Glashäuser – Orangerien – errichten, in denen teils tropische Gewächse, aber auch viele Blumen und Gemüse heranwachsen können. Die Anlagen sind frei für Besichtigungen zugänglich. Wir nutzen die Gelegenheit und sind beeindruckt. Besonders Ingrid, selbst passionierte Gärtnerin, kommt voll auf ihre Rechnung, was Gatte Christian schon so geplant hatte, weil die beiden doch heute Hochzeitstag haben und er auch ihre eher unterentwickelte Begeisterung für den Segelsport damit etwas kompensieren kann. In einem Bogen über das ehemalige Leuchtturmwärterhaus finden wir wieder zum Hafen zurück:

Den stürmischen Abend verbringen die Damen mit Kochen, dann alle zusammen beim Essen und später folgt Kartenspiel – ein paar Phasen von 10. 



Mittwoch, 10. Juli 2024:
Von Vejrø (3) nach Stubbekøbing (4) auf der Insel Falster 

Nach ausgiebiger Nutzung der hochmodernen und großzügigen neuen Sanitäranlagen auf Vejrø und einem wiederum kräftigen Frühstück an Bord holen wir die Leinen ein und verlassen die gastliche kleine Insel. Der Oststurm war in der späteren Nacht eingeschlafen und die Wellen haben sich nun beruhigt. Lange hält der Frieden nicht. Schon nach einer Stunde Fahrt verdunkelt sich der Himmel und bald geht ein schwerer Gewitterregen auf uns nieder:

Ein Dreiviertelstunde später ist der Spuk vorbei und die Sonne lugt wieder manchmal zwischen den Wolken hervor. In der Ferne werden Brückenkonstruktionen erkennbar, welche wir nach 13 Uhr entlang von Spieren auch passieren. Die neue Storstrømsbroen wird voraussichtlich Ende 2025 eröffnet und danach die alte aus 1937 abgetragen. Es geht hier um die Straßen- und Bahn-Verbindung von Falster via der kleinen Insel Masnedø nach Seeland. Nur 4 Meilen später schlüpfen wir während ein kleinen Stärkung im Cockpit unter einer weiteren Brücke durch:

Um 15:20 ist das Tagesziel Stubbekøbing erreicht und die Punta d’Oro eingeparkt. Der Inselort besitzt eine schöne Kirche, ist ansonsten recht ruhig, zum Netto-Markt in der Peripherie muss man gut zu Fuß sein und fürs Abendessen finden wir zumindest einen Italiener. Ein eindrucksvoller Sonnenuntergang bleibt jedenfalls positiv in Erinnerung bleiben: 

Und so weiter …


Eingewebt im Sommer 2024 by Ante !