ody12-08701-skylla-sechskopfSkipper Gerardo steuert unaufhörlich südwärts durchs Tyrrhenikum – na ja, der erstellte Plan zur YCBS-Odyssee läuft dazu für ihn zumindest bis Messina. Aber da ist vorher noch in diese Meerenge zwischen den heutzutage so benannten Kalabrien und Sizilien einzusteuern. Vor dieser Durchfahrt hatte die zuvor besuchte Zauberin Zirze sehr ausdrücklich gewarnt. Nicht einmal Homer weiß, warum Odysseus diese gefährliche Abkürzung durchfahren will. So nimmt das mythologische Schicksal wieder einmal seinen Lauf. Was die YCBS-Irrfahrer betrifft: Die haben es geschafft und liegen sicher in Messina. Nun folgt ein Crewwechsel !

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Samstag, 15. September 2012 / 05:30

ody12-08705-abreise-crewDie EVA-Crew um Skipper Gerhard Schmidhuber abreisebereit am Steg in Messina. Co-Skipper Gerhard Nagy bleibt wieder einmal alleine zurück und meldet:

Lieber Anton,
heute um 04:30 Uhr wurden alle Schläfer von einem schrillen Wecker aus den Kojen gejagt – Kaffee trinken, retsliches Gepäck verstauen, Taschen auf den Schwimmsteg tragen und los ging’s um 5 Uhr pünktlich mit dem Taxi zum Flughafen.

Nun bin ich wieder alleine an Bord der EVA und erwarte die neue Crew mit Skipper Wolfgang Forstner. Die Ankunft ist für ca. 17 Uhr vorgesehen.

Mast- und Schotbruch    Gerhard

 


Freitag, 14. September 2012 / 19:00

ody12-08704-ankunft-in-messinaDie EVA-Belegschaft ist gut und vor allem vollständig – ohne Menschenopfer – am Ziel dieser Etappe angekommen. Messina, die Stadt nach der die Durchfahrt zwischen Kalabrien und Sizilien benannt wurde, ist seit 17:30 die Irrfahrer-Zwischenbasis. Vor dem nächsten Tausch liefert der bald heimfahrende Skipper Gerardo noch einen abschließenden Bericht:

 Der letzte Tag mit Resümee & Dank !

Skylla und Charybdis blieben im Fahrwasser der YCBS-Odyssee zurück. Nun folgt wieder ein Crewwechsel. Warten wir also vorerst gelassen auf das, was folgen wird. Es kann ein wenig Zeit vergehen bis zur nächsten Information – das Wochenende kommt, aber nach dem Sonntag laufen jedenfalls auch hier die neuen Abenteuer an – bleibt dran !

 


Freitag, 14. September 2012 / 10:45

Co-Skipper Gerhard als telefonischer Informant ist in der Leitung:

Sind seit 09:30 Uhr am Weg zur Straße von Messina. Portorosa hat uns die vergangene Nacht gut geschützt. Nun ist es windmäßig zwar schon wieder ganz ruhig – wir fahren unter Motor, aber eine sehr unangenehme, hohe Dünung steht noch. Eben passieren wir das Capo Milazzo.

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Freitag, 14. September 2012 / 09:00

Plan-Abfahrt des YCBS-Odyssee-Schiffes EVA in der Marina Portorosa, rund 35 Seemeilen Fahrt grob in nordöstlicher Richtung, ein Kurve nach Süden und dann gehts hinein in die Passage zwischen den Zehen des italienischen Festlandstiefels und der Insel Sizilien, also dem Homerischen Zyklopenland. Im Jänner 2008 war ich dabei, als Felix Forster seinen Motor-Katamaran EL GRECO III vom französischen Hyere nach Korfu überstellte. Damals brausten wir mit über 20 Knoten, angetrieben von zwei kräftigen Schiffsdiesel, in die Einfahrt: Strömung, Gegenstrom ? Na ja, nicht so von Relevanz. Gestern am Abend treffe ich den YCBS-Odysseus Christian Haidinger im Festzelt auf der Filzmoserwiese in Braunau. Wir reden kurz über die YCBS-Irrfahrer und er erzählt mir, wie er und seine Crew im Vorjahr in der Straße von Messina, erst nur plaudernd und schauend, plötzlich bemerken, dass die Yacht zwar gute Fahrt durch das Wasser macht, aber die Landschaft herum zum Stehen kommt – 5 Knoten Gegenstrom. Bald darauf beginnt die Musikgruppe mit kräftigem Einsatz zu spielen und beschallt die quirlige Menschenmenge: „Bist wia a  wüd’s Wåssa ……“ – es sind die Seer. „A wüd’s Wåssa“ kann auch die Straße von Messina sein.
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Aus epischer Odyssee-Sicht warteten in dieser Enge zwei Gefahren auf Odysseus und seine Gefährten: Skylla und Charybdis.

Die Zauberin Zirze hatte vor der Durchfahrt ausdrücklich gewarnt, aber für den Fall des Falles dazu dem geliebten Odysseus auch Ratschläge beim Abschied mitgegeben. So solle er unbedingt ganz nahe am Ostufer entlang fahren, da er ansonsten Gefahr laufe, in den Strudel der Charybdis zu kommen, was unweigerlich das Verschlingen der Irrfahrer bedeuten würde. Dazu erklärt die heutige Forschung, dass in der Antike die Unterwasserformation in der Seestraße viel anders war und diese zu gefährlichen Verwirbelungen geführt haben dürfte und ganze Schiffe nach unten reißen konnte. Die sich vom Ätna durch die Meerenge bis hinauf zum Stromboli ziehende vulkanische Tätigkeit hätte später die Durchfahrt wesentlich entschärft.

Furchtlos baden heute junge Frauen, da wo einstens die Skylla mordete (angeblich war diese einmal eine schöne Jungfrau).

Odysseus fährt also, er will sein letztes Schiff behalten und damit die Heimkehr ermöglichen, ganz nahe an den Felsen vor der Einfahrt heran – den Brocken gibt es noch immer und das Dorf dahinter heißt heute noch Scilla – und läuft damit einer anderen tödlichen Gefahr wortwörtlich in die Arme, in die Fangarme des Ungeheuers Skylla. Dieses lauert dort in einer Höhle und reißt, sobald in Reichweite, mit jedem Arm einen Mann vom Boot und verschlingt alle mit Haut und Haar.

Dazu Zirze:
ody12-08804-skylla-fangarmEs ist doch besser, Odysseus, sechs Gefährten im Schiff zu vermissen, als alle mit einmal.

Und Homer ergänzt, wenn Odysseus später erzählt:
Aber von Skylla schwieg ich, dem unvermeidlichen Unglück ! Dass nicht meine Gefährten, aus Furcht des Todes, die Ruder sinken ließen und all‘ im Schiffe zusammen sich drängten.

Der Anführer nimmt, dem Gesamtziel dienend, den Verlust einiger Gefährten bewusst in Kauf, als Kollateralschaden sozusagen. Sechs Männer zappeln brüllend alsbald an den Fangarmen der Skylla:
Nichts Erbärmlicheres hab‘ ich mit meinen Augen gesehen, so viel Jammer mich auch im stürmenden Meere verfolgte.

Odysseus kommt dank Opfergabe mit den restlichen Männern und zudem mit heilem Schiff durch die Enge – er zerschellt nicht am Skylla-Felsen, er läuft nicht auf die westlichen Sandbänke am Kap Peloro, er wird nicht vom Strudel der Göttin Charybdis verschlungen.

Jetzt ist Skipper Gerardo mit seiner EVA am Zug, die Straße von Messina von Norden nach Süden zu durchfahren !
 

                    

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Der YCBS auf den Spuren des antiken Helden Odysseus – eine Mittelmeer-Langfahrt 2011/2012 in Etappen – viel Spaß beim Surf-Miterleben – ab 13.9.2012 eingewebt by ANTE