Mehr Details: Von der Marina di Portisco zur Insel Caprera
Von einem Nachbarschiff hatte man gestern noch kurz ein Schifferklavier gehört, doch ansonsten war die vergangene Nacht ruhig gewesen. Einzig der Skipper krebste herum – er wollte schon die frische Meeresluft genießen und verlegte sein Nachtlager ins Cockpit. Hatte ihn Vera vertrieben oder zu stark erwärmt ?
Heute morgen ist unser ältestes Ehepaar dann aber schon früh unterwegs. Den Werner lockt das kühle Nass und der schöne Sandstrand, von dem wir ihm gestern vorgeschwärmt hatten und Lore besorgt schon frisches Brot für die Crew. Es ist herrlichstes Wetter und wir genießen das Frühstück im Freien. Langsam beginnt die Leichtigkeit des Seins, wenngleich noch festgestellt wird, dass wir bei unseren früheren Törns meistens einen größeren Tisch mit einem schönen Mittelteil hatten. Aber sind wir auf Urlaub und nach Sardinien gefahren, um an diesem herrlichen Morgen zu nörgeln ?
Sergio, der Boomerang-Boss, kommt an Bord und erklärt uns anhand der Karte die Highlights der sardischen Küste. Unser Skipper ist ganz Ohr und macht sich dementsprechende Notitzen. Kann sich jetzt die Crew entscheiden, ob es eher der lauten und sehr befahrenen Costa Smeralda entlang gehen soll, oder fällt die Entscheidung auf den ruhigeren Süden ? Wenn wir schon mal in Sardinien sind, wollen wir schon diesen berühmten Küstenabschnitt kennenlernen – also rein ins Getümmel ! Um 11 Uhr 37 sind wir ablegebereit – jeder voll eingecremt, denn es wird ein heißer Tag. Unser jüngstes Pärchen erscheint mit einer tollen, neuen Errungenschaft – es hat sich nämlich neue Bordschuhe zulegt – sogenannte „Zehenlinge“ – schauen echt toll aus ! Auch unser Skipper präsentiert sich mit einem flotten T-Shirt, das uns gleich dazu animiert, den Knopf zu drücken, um zu sehen, was passiert.
Nun lassen wir endgültig die Marina di Portisco hinter uns und motoren zunächst einmal Richtung See hinaus. Von den vielen Motorbooten, die uns hier begegnen, werden wir so richtig durchgerüttelt. Ansonsten sind wir fasziniert von der abwechslungsreichen Landschaft, den rötlichen Felsen, durchzogen mit gepflegten Anwesen und weißen langen Sandstränden. Die Cala Liscia Ruja, die mit Klippen übersät ist, gehört zu den schönsten an diesem Küstenabschnitt.
Wind kommt auf und wir dürfen das erste Mal die Segel setzen. Motor aus – wir gleiten mit rund 18 Knoten Schub dahin – was kann es Befreienderes geben ! Für unsere Mittagsrast wollen wir den Anker in einer der Buchten der Isola Soffi oder Isola Mortorio werfen, doch es ist überall derart überfüllt (hauptsächlich durch Motorboote), sodass wir weiter Richtung Norden fahren und südlich der Punta Capaccia ein schönes Plätzchen finden. Es tut gut, in diesem herrlich klaren und warmen Wasser zu baden.
Natürlich wollen wir uns das Herz der Costa Smeralda, nämlich Porto Cervo, einmal von der Nähe ansehen. Wir beschließen, eine Ehrenrunde im Nobelhafen zu drehen, wo die teuersten Yachten der Welt liegen. Wir legen nicht an, sondern setzen kurzerhand die Tücher und segeln mit 18-20 Knoten Wind davon, bald vorbei am Capo Ferro, dann durch den Passo delle Bisce in das Maddalenenarchipel, welches ähnlich den Kornaten ein Naturschutzpark ist. Er besteht aus 7 größeren und an die 60 kleineren Inseln. Wir ankern in der Bucht Porto Palma im Süden der Isola Caprera. Es ist eine wunderschöne, geräumige Bucht, in der, als wir einlaufen, bereits mehrere Motorboote und einige Segler liegen. Auch eine Segelschule hat sich im westlichen Teil der Bucht angesiedelt. Die eben zurückkehrenden Schüler bergen gerade die Segel.
Bei uns gibt es nun Tomaten mit Mozzarella und einen ordentlich großen Topf mit Kartoffelsuppe – a la Lore. Die Motorboote verlassen der Reihe nach die Bucht. Böse Zungen sagen: „Die können nicht kochen und brauchen ein Restaurant!“. Ein plauschiger Abend und eine laue Nacht stehen uns bevor. Bei mehreren Gläschen Wein wird geblödelt und „super gescheite“ Gespräche über Pferde geführt, die so schöne lange Zotten an den Beinen haben, wie Hansi Hinterseers Stiefel ! Auch das SMSen greift um sich – auf Josefs Handy kann man das viel schneller – haha – es ist ein richtig sportliches Unterfangen – doch das ist etwas für die Crew-Insider.
Mit dunkler werdendem Abend zeigt sich zunehmend ein prachtvoller Sternenhimmel und es kommt manchem der hehre Gedanke, sich beinahe im Paradies zu befinden. Trotz lauer Nacht beginnt unser „Kücken“ kalte Füße zu bekommen. Ach wären jetzt Socken fein – es dauert nicht lange und ich krame aus meiner Reisetasche, die in der hinteren Backskiste verstaut ist, meine sich immer bestens bewährenden Bremssocken heraus. Die Nacht ist für Romana (und damit auch für Reinhard) also gerettet. Josef genießt noch die Unendlichkeit des Firmaments und schläft bald im Freien ein – ach wie friedlich !