Mehr Details: Von der Marina di Puntaldia zur Cala di Cartoe
Die Sonne lacht heute schon bei der Luke herein und fordert uns auf, den Tag nicht zu verpennen. Bald sind wir unterwegs, um an den nahegelegenen Strand zu schlendern. Die morgendliche Stille und die Kühlung im Meer tun gut. Am Rückweg schwenken wir zu den schönen und sehr sauberen Duschen ein. Am Vortag wurde noch darüber geblödelt, dass jeder wohl mindestens eine halbe Stunde lang duschen müsste, um die übertriebenen Marinapreise einigermaßen gerechtfertigt erscheinen zu lassen.
Da die Sonne nun schon recht unbarmherzig auf unser Schiff brennt, suchen wir uns für das Frühstück eine schattige Terrasse mit schönem Ausblick. Weil das Abendessen gestern eher etwas üppig ausgefallen war, reichen heute Cappuccino und Croissant. Im nächsten Supermarkt wird noch schnell das Nötigste eingekauft, um dann möglichst bald auslaufen zu können. Im Hafen weht kein Lüftchen und es ist bereits drückend heiß. Wir verlassen Puntaldia mit der Gewissheit einer lange bleibenden Erinnerung (wegen der gefälligen Marina-Einrichtung einerseits, vor allem aber doch wegen des großen Lochs in unserer Bordkassa) und fahren weiter Richtung Süden.
Mit der Fahrt wird es gleich kühler und es dauert gar nicht lange, da kommt auch leichter Wind auf. Raumschots wird gemütlich der sardischen Küste entlang gesegelt. Vera wagt es erstmals, dem Skipper das Ruder aus der Hand zu nehmen – mutig, mutig !
Bei Quatschen, Blödeln und später Essen lassen wir die Küste Sardiniens auf uns wirken. Manchen unserer Crewmitglieder wird es zu ruhig und sie müssen sich deshalb etwas einfallen lassen, um die Stille zu stören; nämlich z. B. die elektrische Schiffshupe betätigen, die beim Ankerkastens angebracht ist (deren Ton einen friedlichen Schlauchbootlieger fast von der Unterlage hebt), oder mit Bierflaschen auf Winschen herumklopfen (was angeblich einen wunderschönen Klang geben soll). Im Nu haben wir ein recht eigenwilliges Klangerlebnis oder Konzert an Bord der Agustina – und das alles ohne Aufpreis oder Eintrittskarte !
Der Wind lässt nach. Somit bergen wir die Segel und suchen uns eine Ankerbucht, die Cala Ginepro – wieder mit karibikblauem Wasser. Vera ist schnorchelnderweise unterwegs und ganz begeistert von den kleinen, bunten Fischen um sie herum. Im Cockpit gibt es Campari Soda. Hier lässt es sich aushalten – Herz, was willst du mehr !
Obwohl es in unserer Bucht grad so schön ist, muss doch der Anker gelichtet werden – unser Skipper will die Fahrt in den Golf von Orosei fortsetzen. Der Wind scheint sich für den Rest des Tages verabschiedet zu haben und so tuckern wir gemütlich mit dem Motor bis zur Cala di Cartoe, wo wir schließlich unseren Anker für den Nachtstopp fallen lassen. Vorher heißt es allerdings „Augen auf !“, denn hier gibt es einen überspülten Felsen, den wir nicht rammen wollen – aber alles im „grünen Bereich“ , er wird früh genug gesichtet.
Nur ein Schiff wagt es noch, in der relativ offenen Bucht zu nächtigen, aber das Wetter zeigt sich beständig schön, sodass wir annehmen können, hier eine ruhige Nacht zu erleben. Es wird nun geschwommen, der Strand erkundet und der Magen gefüllt. Der Himmel ist sternenklar und es weht noch der thermische Seewind, sodass Reinhard und Romana ihren mitgebrachten Glücksballon noch nicht starten lassen können (wegen eventueller Brandgefahr im nahen Pinienwald). Wir genehmigen uns einige Gläschen süffigen Wein und warten auf den Ballonaufstieg. Doch leider misslingt dieser, da der einsetzende Landwind schnell zu stark zulegt. Ich hoffe, den beiden ist das Glück trotzdem hold.
Die Crew genießt noch plaudernd die stimmungsvoll laue Buchtennacht und nimmt u. a. Anteil an Reinhards Enttäuschung, dass der heurige Ausflug seines Computerclubs nicht zu Infineon, sondern NUR ins Ibmer Moor geführt hatte. Jeder hat Verständnis für seinen Frust, spez. Romana quittiert es mit einem einfühlsamen „Armer, lieber Reinhard ! „. Leider ist unser Weinvorrat schon zu Ende – eigentlich wäre ein Anstoß mit unserem Computer-Spezialisten auf eine bessere, vielleicht bionisch vereinte Zukunft fällig – „Sonnentau-Halbleiter“ oder so.