Mehr Details: Von Caprera über Lavezzi und Bonifacio nach Santa Teresa di Gallura
Nach dem morgendlich wohltuenden Bad und dem gemütlichen Frühstück heißt es Anker auf, um die Nachtruhe-Bucht auf der Insel Caprera wieder zu verlassen. Unsere Fahrt geht vorbei am bekannten Capo d´Orso (auf gut deutsch „Bärenkap“). Hoch an Land steht ein bärenförmiger Naturform-Felsen von imposanter Statur, wie die Aufnahme von oben zeigt. Danach passieren wir die Isola Santo Stefano. Landschaftlich ist dieser Abschnitt wieder sehr beeindruckend – die Granitfels-Formationen zeigen sich runder, fast wähnt man sich fallweise in skandinavischen Schärengärten. Auch heute ist uns der Wind hold. Wir setzen die Segel und gleiten bei Raumwind mit kräftigen 20 Knoten Richtung Korsika. Die Inseln Spargi, Budelli und Razolli, die noch zum Maddalena-Archipel gehören, lassen wir an Steuerbord liegen. Unser Ziel ist zunächst einmal die Isola Lavezzi, die bereits korsisch, also französisch und nicht mehr italienisch ist. Lavezzi wurde von den Seefahrern sehr gefürchtet, da sie von zahlreichen Untiefen umgeben ist. Auf dem östlichen Teil der Insel steht eine Steinsäule zum Gedenken an den Schiffbruch der Fregatte „La Semillante“ im Jahre 1855, bei dem mehr als 700 Marinesoldaten den Tod fanden. Auch bei uns heißt es die Augen offen halten, um nicht eine Schramme abzubekommen. Unser Anker fällt in der östlichen Bucht Cala di u Grecu und Werner setzt erst einmal gleich den „Korsen“ unter der Steuerbord-Saling. Während die jungen Pärchen mit dem Schlaucherl an Land fahren, bewältigen Toni und ich dies erst schwimmender und dann kletternder Weise. Man könnte hier den ganzen Tag verbringen, um zu wandern und die Naturschönheiten zu entdecken. Apropos „ENTDECKEN“ ! Josefs Augen erspähen auf dieser Insel besondere Prominenz, nämlich den KHG, unseren ehemaligen Finanzminister mit seiner Fiona, die joggend unterwegs sind. Bis er das „Großereignis“ seinen Bootskumpanen mitteilen kann, ist das Promi-Pärchen schon wieder verschwunden und taucht nicht mehr auf, sosehr Josef mit seinen Adleraugen auch danach Ausschau hält. Erfolglos – war alles nur eine Fatamorgana ? Es geht das große Rätselraten los. Welche Yacht könnte wohl die ihre sein ? Vielleicht funkelt ein besonders großer Swarovski-Kristall von irgendwo zu uns herüber. Es bleibt ein Geheimnis !
Nach Lavezzi geht es so richtig hinein in die Straße von Bonifacio. Es heißt gleich Segel setzen und mit zugigen 25 kn am Wind dran haben wir bald eine schöne Schräglage. Da der Wind noch zunimmt, lässt unser Skipper reffen. Von weitem sieht man schon die faszinierenden Kreidefelsen mit der oben thronenden Altstadt Bonifacio. Die Einfahrt ist lange nicht zu sehen. Doch die großen Ausflugsschiffe und die vielen anderen Boote zeigen uns den Weg auch ohne Blick auf die Karte oder den GPS-Plotter. Es herrscht dichter Verkehr in der fjordähnlichen Hafenzufahrt. Plötzlich gibt es helle Aufregung beim Rudergänger: „Unser Schiff lässt sich nicht mehr steuern !“, hört man Reinhard ganz aufgeregt rufen. Was kann die Ursache sein ? Die Felsen kommen immer näher ! Toni tippt spontan, dass vielleicht der Autopilot versehentlich in Betrieb gesetzt wurde – so war es auch. Lore war beim Klarmachen der Achterleine, die sie für das Anlegemanöver vorbereitet hatte, irgendwie am Schalter angekommen. Gott sei Dank – alles wieder im grünen Bereich ! So sehr wir nun auch Ausschau halten, es ist kein freier Platz zu finden. Die Marineros bestätigen uns das dann auch noch. Wir versuchen es zudem in der inneren Einfahrtsbucht, doch auch diese ist ziemlich voll. Einige Skipper haben Angst um ihren Anker – auch achtern ist kaum eine Möglichkeit, sein Schiff sicher an die Leine zu legen. Die zweite Bucht kommt nicht in Frage, da sehr viel Schwell hereinsteht und sie auch schon relativ weit vom Altstadtaufgang, der nur mit dem Schlauchboot erreichbar wäre, entfernt liegt. Für alle, die einmal nach Bonifacio wollen, sei gesagt: „Um im Hafen in der Hochsaison einen Platz zu ergattern, sollte man schon um die Mittagszeit oder am ganz frühen Nachmittag einlaufen!“.
Schweren Herzens verlassen wir den Fjord und fahren quer in der Straße von Bonifacio zurück nach Sardinien. Eine tolle Rauschefahrt bei Halbwind von 22 Knoten bringt uns in einer Stunde nach Santa Teresa di Gallura, der nördlichsten Marina Sardiniens. Auch hier führt eine fjordartige Zufahrt, bei der man sich möglichst in der Mitte halten soll, zur Marina. Die größeren Schiffe legen relativ weit heraußen an, da es im inneren Bereich viel zu flach ist. Der Marinapreis beträgt für unser 47-Fuß-Schiff 97 Euro + 2 Euro pro Person für ein fünfminütiges Duschvergnügen. Der Sanitärbereich wird von einer hübschen, braungebrannten, jedoch nicht sehr freundlichen Dame bewacht.
Der Durst plagt uns fürchterlich. Wir suchen uns einen schattigen Gastgarten, wo wir das kühle Ichnoussa (einheimisches Bier, das nach einem alten Namen für die Insel Sardinien benannt ist) und einige köstliche, kleine Happen genießen. Da unsere Lebensmittel (vor allem das Bier) schon knapp werden, wird der große Nachschub auch gleich erledigt. Das Problem mit den Einkaufswagerln, die wir dann zurückgeben wollen, aber eine Kette zuwenig für den Münzenauswurf dran finden, erledigt Toni auf seine Weise – und wer ihn kennt, der weiß, dass er sehr einfallsreich sein kann. Da werden sich manche nachfolgende Einkäufer den Kopf darüber zerbrochen haben – aber das ist eine andere Sache. Wer vorher keine Durchblutungsstörungen an den Händen hatte – nach dem langen, schweren, einschneidenden Einkaufssackerl-Tragen hat er sie ! Was nimmt man nicht alles in Kauf, um gut versorgt zu sein.
Nachdem alles gut verstaut ist und die Biere eingekühlt sind, da meldet sich der Magen – Abendessen wäre angebracht. Also wieder den nicht kurzen Weg bis zum Ende des Fjords. Wir suchen nicht lange herum – Hauptsache wir sitzen. Es ist kein Reinfall, wie vielleicht der Leser denken mag – nur der „Mixed Grill Fischteller“ ist mit lauter mixed Scampis bestückt – schmeckt aber auch gut. Werner probiert eine sardische Speise – Teigtaschen gefüllt mit Käse und Honig – schmeckt auch. Der anschließende Verdauungsspaziergang in die Stadt stellt sich als ausgesprochener „Hatscher“ auf den Berg hinauf heraus. „Viel ist da nicht los!“, denken wir uns. Wir finden auch kein richtiges Zentrum. Doch auf einmal hören wir spanische oder südamerikanische Klänge. Was kann uns da noch halten, nichts wie hin – und siehe da, auf einmal tut sich ein großer Stadtplatz, gefüllt mit jeder Menge Leuten und einer großen Bühne mit Musikern auf. Da blüht unser Herz wieder auf, nicht wahr Romana? Zur späteren Stunde wandern wir noch hinaus zum alten Turm, den wir schon bei der Einfahrt nach Santa Teresa gesehen hatten. Ein weittragender Ausblick hinaus zur Straße von Bonifacio und hinüber zur korsischen Seite mit den Lichtern unserer leider nicht betretenen Stadt tut sich auf – „Vielleicht sehen wir dich morgen!“. Am Heimweg kommen wir noch an einer Yacht namens „Giuseppina“ vorbei, aber Josef bleibt doch lieber bei seiner Vera. Zusammen genehmigen wir uns dann nach dem langen Fußmarsch noch ein Gute-Nacht-Bier, um bald danach müde ins Bett zu fallen.