Die YCBS-Irrfahrer rauschten unter der Führung von Gerhard Nagy von Sizilien nach Sardinien, dann der Ostküste entlang nach Norden. Am Sonntagnachmittag kamen sie am Südende der Costa Smeralda in Porto Rotondo an. Tags darauf, wir schreiben den 3. September 2012, übernimmt Christian Haidinger wieder Schiff und Crew und nun geht es bereits dem nächsten Homerischen Abenteuer entgegen !

Nach dem Öffnen des Windsackes kurz vor Ithaka werden Odysseus und seine Gefährten wieder aufs offene Meer hinaus geworfen und in Äolos‘ Reich zurück getrieben. Eine neuerliche Bitte um Hilfestellung erhört der Windgott aber nicht, im Gegenteil, es herrscht Flaute und rudernd irren die Heimatsuchenden weiter umher.

 
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Montag, 3. September 2012 / 13:00

Gerhard Nagy ruft aus dem Norden Sardiniens an und berichtet über die Ereignisse der letzten Stunden:

ody12-07512-gerhardHallo Anton !
Konnten heute um 10:15 den alten/wiederhergestellten/neuen Christian Haidinger mit großer Freude an Bord der EVA empfangen. Etwas Erwähnenswertes im Vorfeld dazu war, dass es uns gelang, Christians Transfer vom Flughafen Olbia als Überraschung zu organisieren. Unsere langjährigen YCBS-Freunde Edith Capek und Helmut Zeilinger machen gerade Urlaub auf Sardinien und überstellten (in Anlehnung an den späteren Phäaken-Dienst) den YCBS-Odysseus gratis mit dem Leihwagen zur EVA nach Porto Rotondo. Christians verblüfftes Gesicht kann man sich gut ausmalen, als ihn von hinten eine Stimme ansprach: „Brauchen Sie ein Taxi?“.
ody12-07511-rolexcupNach einem Empfangskaffee erfolgte die offizielle Rückgabe der Skipperfunktion an Christian. Damit kann ich jetzt etwas Urlaub machen – hoffentlich, jedenfalls bin ich froh darüber. Um 11 Uhr legten wir dann ab und kamen außerhalb des Hafens gleich in ein Regatta-Starterfeld – in kein geringeres, als in das des berühmten Rolex-Cups. Die K7 konnten wir besonders gut sehen.
Jetzt gerade sind wir schon ganz im Norden Sardiniens und gehen nun die Querung der Straße von Bonifacio hinüber nach Korsika an. Wir haben ausgezeichnetes Wetter und angenehmen Segelwind – im Klartext: 20 kn aus Südost, also achterlich und dazu herrlichen Sonnenschein. Eben gibt es Mittagessen – Mahlzeit !
Am späten Nachmittag sollten wir in Bonifacio einlaufen – aber das ist eine andere Geschichte, vor allem eine des neuen Skippers. Ich hoffe, meine Berichterstattung war ausreichend und ich bedanke mich für die wiederum gut funktionierende Zusammenarbeit mit dir.

Gerhard, besten Dank auch an dich und deine Crew ! Weil nun doch schon des öfteren geübt, funktioniert unser Zusammenspiel klaglos und ich freue mich, wenn du – nach etwas Pause – vielleicht wieder einmal in diese dankbare Aufgabe einsteigen wirst.

Wir wechseln nun seitens der Berichterstattung in einen nächsten Odyssee-Abschnitt !

 

Sonntag, 2. September 2012 / 19:49

Skipper Gerhard ist ein rühriger und umsichtiger Mann: Nicht nur sein ihm anvertrautes Schiff mit seiner ihm angetrauten Frau bringt er in den auch für ihn vorgebauten Hafen, ja, auch der von ihm nicht verhaute Bericht kommt unzerkaut als

         Wir haben unseren Treffpunkt Porto Rotondo erreicht !   

ins Netz. Damit steht der Wiedervereinigung mit dem Irrfahrten-Urlauber hoffentlich nichts mehr im Wege – morgen werden wir es wissen !
         

ody12-07501-galluraSonntag, 2. September 2012 / 15:33

Unser Anrufbeantworter erzählt mir nach Knopfdruck um ca. 16 Uhr eine sehr kurze Geschichte:

Sind vor zehn Minuten in Porto Rotondo eingelaufen und gehen jetzt auf einen Manöverschluck !

Zum Glück war ich schon bei zwei Törns in der Gegend und weiß auch, was Durst ist, so kann ich die knappe Meldung praktisch aus dem Stegreif ergänzen:

Erstens:
Manöverschluck ist eine Schnaps/(Bier/)Alko-Runde (meist direkt aus der weitergereichten Flasche getrunken), die durch eine bereits geringfügigste Tätigkeit am Schiff initiiert wird und dem Seemann das Gefühl gibt, dass er was geleistet hätte.

Zweitens:
Wenn die Irrfahrer in Porto Rotondo sind, dann haben sie bereits gallurischen Boden betreten (diese ehemals römische Provinz im Nordosten von Sardinien). Zudem haben sie, vom unten her anschleichend, vorbei an der Isola Tavolara und der Bucht von Olbia, die Südgrenze der Smaragdküste erreicht. Nun sind sie im Gebiet der Reichen und Schönen. Als Odysseus hier eventuell vorbei kam/ruderte, da gab es wohl nur wilde, gefährliche Felsküsten (drum fuhr er gleich weiter). Seit den Sechzigerjahren des 20. Jh. entstand hier ein Urlauberparadies für die Jetsetter mit Zentrum Porto Cervo (das Consorzio Costa Smeralda). Der Porto Rodondo gehört der Richtigkeit halber nicht mehr dazu, konnte aber, am Rande liegend, kräftig mitnaschen und wird heute dem einstigen „großen Bruder“ oft vorgezogen, weil etwas heimeliger, nicht so überspannt (and not so expensive).

Während ich gerade obigen Eintrag der Ankunft in Porto Rotondo auf die Homepage stelle, da meldet sich der YCBS-Odysseus und nun gesundete „ab morgen wieder Skipper“ per Email mit einer ausgezeichneten Idee zum Punkt Erstens:

Lieber Toni !
Mein letzter Blick von Zuhause ins Internet bestätigt den von mir angegebenen Einlaufhafen Porto Rotondo.
Ich werde zu meinem Wiederantritt vorsorglich einen Manöverschluck mitbringen, damit die Gefährten nicht trockenfallen. Brauchen sie doch Mut, den morgen geht es zu den menschenfressenden Laistrygonen in den Schlund von Bonifacio.
Mast- und Schotbruch
Christian

 

Samstag, 1. September 2012 / 20:50

Die Sardiniensegler sind nach rasanter Mistralfahrt in La Caletta zugekehrt.

Von dort kommen ein   Windiger Segelbericht  und ein   Bunter Bilderbogen   in den Posteingang.

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Drei Steuermänner machen dreifachen Speed ! Seitlich im Bild die Cala di Luna mit ihren interessanten Höhlen.

ody12-07302-crew-brauneiSamstag, 1. September 2012 / 14:05

Ja, morgen weht ein anderer Wind – das war die Vermutung von gestern !

Eben ist ein Anruf von Skipper Gerhard eingegangen:

Sind seit einer Stunde sehr windflott unterwegs ! Bei der Genua mussten wir schon drei Punkte verrollen und im Groß fahren wir mit dem zweiten Reff. Unsere ORF-Leute sind voll mit exklusiven Aufnahmen beschäftigt – eine solche Gelegenheit darf nicht ungenützt bleiben. Zur Zeit läuft es wirklich sehr gut. Wir haben die große Bucht von Orosei schon hinter uns und halten bereits auf das Capo Comino zu. Unser Ziel für heute ist die Marina La Caletta.

Also sind die Windausläufer des großen Tiefs über Europa auch auf Sardinien wirksam. Für den späten bis sehr späten Abend haben Gerhard und seine Crew (siehe Bild mit kompletter Aufstellung am Steg der Marina Braunei – nicht Braunau) wieder einen Bericht von der Ostküste Sardiniens versprochen.

 
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Freitag, 31. August 2012 / 23:38

Ich vermute schon Verbindungsprobleme, aber dann tröpfelt doch noch ein bildloser Tagestext vom EVA-Skipper Gerhard herein:

  Fisch und Wein in Santa Maria Navarrese !


Muss recht gut geschmeckt haben, nachdem es fast Mitternacht geworden ist !

Nebenan eine grobe Übersicht der bisherigen Sarden-Orte und was in Kürze eventuell ansteht. Das nächste homerisch-mythologische Ziel wird Telepylos, also das Land der Laistrygonen sein, das – wie Gerhard in seinem Bericht schon erwähnt hat – mit Bonifacio auf Korsika angenommen wird.

Für die Weiterfahrt kann ich zwei kleine Empfehlungen abgeben. Nett wäre ein Badestopp bei den Höhlen der Cala di Luna und, falls nach Plan in La Caletta genächtigt wird, gibt es dort ein gutes Restaurant in den hinteren Gassen – einfach nach Giovanna fragen (Erfahrung stammt vom August 2008: siehe letzter Absatz im Donnerstag-Bericht als Teil von Peppino und Sardinien – für Costa Smeralda-Interessierte ev. informativ).


Freitag, 31. August 2012 / 10:15

Abkühlung im YCBS-Land auf allen Linien – dazu kommt eine Email als Info an die Irrfahrer herein:

Betreff:

Frühtemperatur 35,3° – darauf habe ich gewartet !

Liebe Freunde !

Alles ist relativ. Unter diesem Betreff würde man üblicherweise stöhnen, einen brütend heißen Tag erwarten und auf eine schweißtreibende Nacht schließen. Aber bei obiger Angabe handelt es sich eben um eine andere Frühtemperatur, nämlich um meine Körperwärme. Solange diese nicht unter 36° liegt, bin ich einfach nicht gesund. Aber 35,3° sind gerade richtig für einen Skorpion. Der Rückkehr zur Odyssee steht also nichts mehr im Wege.

Erwarte Angaben zum Wiedereinstiegshafen am Montag früh in Nordsardinien – und dann geht’s gemeinsam nach Bonifacio !

Mast- und Schotbruch

Christian vulgo Odysseus

Na, was hätte der alte Homer wohl zu dieser Angelegenheit gesagt: Krankenstand mit Heimaturlaub während der Odyssee ist mythologisch einfach nicht vorgesehen. Was die Temperaturen betrifft, so wird es wohl Zeit, dass Christian wieder in den Süden, in den Sommer zieht. Bei uns hat sich Regen und Herbststimmung breit gemacht – 14°, sattgrüne Wiese und furchenfeuchte Ackererde als Kontrast zur sardischen Küstenwelt.

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Donnerstag, 30. August 2012 / 22:20

ody12-07205-bilder-trimmDie angekündigte Erlebnisbeschreibung schafft es per Email auch erstmals aus Sardinien – dank Aperol formuliert Skipper Gerhard locker

Die fast kitschig schöne Überfahrt
von Sizilien nach Sardinien !
        

Hab mir schon gedacht, dass der Skipper für die ORF-Leute erst einmal die romantische Seefahrtseite auspackt – Zyklopen-Lesung inklusive. Da lässt er den alten Bodensee-Fuchs Wilfried die Segel schön bauchig trimmen, da bestellt er eigens ein möglichst glattes Meer, da müssen ja starke Aufnahmen herauskommen. Sind diese ev. von Alois und halten sich die ORFler noch bedeckt ? Nix Genaues weiß man nicht ! Wie dem auch sei – beim nächsten Mal hoffe ich doch auf ein komplettes Gruppenbild mit Dame.

 


Donnerstag, 30. August 2012 / 15:00

Ein Anruf erreicht mich, diesmal nicht von der EVA, sondern vom heimatlichen Odysseus. Er ist, wie Christians Stimme gut erkennen lässt und er selbst auch bestätigt, schon wieder viel besser drauf und wird demzufolge am Montag, den 3. Sept. in der Früh nach Olbia fliegen und wieder in die Irrfahrten einsteigen.

ody12-07200-porto-coralloZudem liefert er die neuesten Nachrichten von Odyssee-Skipper Gerhard frei Haus. Demnach wurde bis heute früh motorisch flott gerudert und dann mit Windkraft bei noch recht glatter See gut Strecke gemacht. Zu Mittag bog man damit bereits in eine Badebucht zur Erholung ein, wobei die beiden ORF-CKläuse auch schon einige Aufnahmen in den Kasten lockten (C-laus ist meines Wissens der K-ameramann und K-laus wohl der C-ompositeur – zur Klarstellung für YCBS-Insider: Bitte nicht mit dem gleichvornamigen Duo Schäfer/Schreiner verwechseln).
In Kürze soll in die Marina Porto Corallo (sh. Bild) eingelaufen werden. Ein Bericht ist auch angekündigt, also dranbleiben !
 

Mittwoch, 29. August 2012 / 20:15

ody12-07105-aiolos-windIn der YCBS-Heimat steht der Mond, nun schon wieder fast voll, bereits ein schönes Stück hoch am langsam dunkler werdenden, wolkenlosen Abendhimmel. ody12-07106-aiolos-mondEs ist draußen noch angenehm warm und recht windstill. Die Prognose-Karte zeigt auch für das Seegebiet zwischen Sizilien und Sardinien eine ähnliche Situation – kaum mehr als 5 Knoten. Sieht ganz nach einer Motorfahrt aus, also auch keine Unterstützung durch Äolos. Odysseus erzählt zur Situation nach dem erfolglosen Besuch beim Windgott: „Und wir steuerten jetzo mit trauriger Seele von dannen!“. Homer berichtet von sechs Tagen völliger Windstille, an denen die Irrfahrer – an den Riemen schuftend – fast verzagen, und verdursten. Aber irgendwann muss doch Land kommen !?


ody12-07103-map-ueberfahrtMittwoch, 29. August 2012 / 08:30

Der Skipper der neuen Crew meldet sich telefonisch aus Trapani:

Hallo Anton, alles paletti auf Sizilien ! Wir hatten gestern mit der neuen Crew einen netten ersten Abend auf der EVA. Meine Frau Gerti machte eine kurze Odyssee-Lesung, dazu gab’s natürlich auch Wein, sodass wir heute noch einmal nachbunkern müssen.  Die beiden ORF-Leute sind recht gemütliche Kerle, so bin ich zuversichtlich, dass uns schöne Tage bevorstehen. Der Wetterbericht ist auch entsprechend moderat, daher werden wir in ca. einer Stunde Trapani verlassen und direkten Kurs nach Sardinien / Porto Corallo aufnehmen. Bei den 160 Seemeilen gehen wir von einer Ankunft morgen abends aus und melden uns das nächste Mal von dort.

Na, dann Gut Überfahrt – die ruhige See passt, immerhin sind die vier neuen Leute noch nicht eingeschaukelt, da macht sich eine flache See zu Beginn ideal.

Etwa eine Stunde später krächzt eine andere Stimme ins Telefon:

Hier spricht Odysseus ! Bin dem Hades eben noch einmal entkommen, obwohl ich belle wie der Höllenhund Zerberus. Musste deshalb heute Nacht auch mein Schlafgemach verlassen und eine schalldichte Kammer aufsuchen. Komme nun vom lokalen Seher Dr. Roitner, vollgepumpt mit einem Abwehr-Cocktail (steht auf der Odyssee-Antidopingliste) und hüte nun wieder das Olivenstammbett.