Der 17. YCBS-Cup – 8. bis 15. Mai 2010 – sardisch-korsisches Prosa in Grau & Rosa
ALLES VOLL FELS AUF GALLURISCHEN KARTEN !
Es war Herbst 2009, als sich zahlreiche Emails durch die Adressen der Vorstände schalteten. Es war ein kleiner Entscheidungskrimi, bei dem Kroatien am Wegrand liegen blieb. Es war Sardinien, das sich in der Sehnsucht der Yachtclub-Gemeinde etablierte.
Als das Ziel feststand und sicher im Sattel saß, das Mitmachen beschlossen, unser Team formiert war (die spätere DAMADA-Crew), da gingen wir – Elisabeth und ich (wortvereinigt ELISANTE) – wieder einmal daran, einen Song, eine Liedeinlage für die Abschlussfeier zu suchen und vorzubereiten (so wie wir es schon einige Male zuvor getan, aber nun doch etwas pausiert hatten – Archillessehnenriss- und Hausbau-bedingt).
In Ermangelung sardischer Sprachkenntnisse wurde Elisabeth in Good Old English fündig und ich transmodifizierte den Text unter Zuhilfenahme der Reviererfahrungen aus dem Peppino-Törn von 2008 und den bisherigen Cup-Teilnahmen. Nach einigen Proben mit CD-Unterstützung – erst alleine, später in der Crew am Schiff und dann zum Glück mit Gitarre-Führung durch Hannes Sunk aus der Höller-Crew – stand das Zwischenspiel für die Abschlussfeier. Schon brauchbar klang das „Fünfzehn Kahn‘ auf des Andy-Mann’s Liste“ als Crew alleine, aber richtig voll dann rund 100-stimmig zum Kanon-Abschluss das „Jo ho und ne‘ Buddel mit Rum“.
Was wir da vor der Siegerehrung gemeinsam besungen hatten, das war der YCBS-Cup 2010 in seiner Vorschau. Jetzt, wo der Törn gelaufen ist, wo die Eindrücke des Erlebten einzuordnen sind, wo zuletzt nur das Markante, das Beeindruckende in der Erinnerung abgelegt wird, da möchte ich unterstützend ein paar Dinge hervorheben. Nicht möchte ich es wie oft an Tagen festmachen, sondern an den Zeilen des Liedes und an den Farben des außergewöhnlichen Reviers.
Je nach Jahreszeit, Wetterlage, Bauchfüllung, Gemütsstimmung sind Eindrücke schon objektiv, ganz sicher aber subjektiv, oft recht unterschiedlich. Grau und Rosa sind hier von der Sichtweise wohl die farblichen Gegenspieler, die Antipoden – das Grau für fahl, trostlos, verhängnisvoll, aber auch für zeitlos, beständig, wertfrei und unaufdringlich – das Rosa für Optimismus, Freude, Überschwang, vielleicht auch für Kurzlebigkeit und schnellem Rhythmus. Im Norden Sardiniens sind beide Farben stark vertreten und beide haben die Menschen dort wohl mitgeprägt. Auch die Touristen können sich ihrem Einfluss nicht völlig entziehen und nehmen etwas davon auf, nehmen es mit nach Hause und bewahren es im Herzen als bleibende Erinnerung – Grau und Rosa !
Fünfzehn Kahn‘ auf des Andy-Mann’s Liste …
Eine stolze Flotte von 15 Schiffen stellt der YCBS-Cup-Törn 2010 auf die Beine. Vierzehn davon wurden über die bewährte Tiroler Firma Trend Travel & Yachting gechartert und ein Eignerschiff schloss sich an (die RAPA NUI der Hammingers im Vorspiel zur ihrer zweiten Amerikareise). Es ist schon eine schöne Herausforderung für den Organisator, aber Andy Goldgruber hat sich ihr gestellt und diese auch souverän durchgezogen, immerhin flogen heuer ein paar ganz schöne Brügel zwischen den Beinen herum – z.B. Flugverschiebung oder Vulkanausbruch.
Auch noch Wein in des Yachtclubs Kiste …
Darüber lässt sich streiten. Natürlich schleppte der YCBS beim heurigen Flugrevier keinen Wein mit nach Sardinien, aber die nötigen Scheine, zum Beispiel für den Ankauf vor Ort zu Neptuns Taufzeremonie mit Versorgung der Molenfest-Besucher und für das Abschlussessen mit Siegerehrung, dafür hatten die Club-Organisatoren schon eine kleine Geldkiste mit.
Mann und Weib von des Innes Viertel …
Auch diesmal nahmen wieder eine sehr stolze Zahl von 94 Seglern an der größten jährlichen Clubveranstaltung teil. Weil reimmäßig passend und weil der YCBS hier zu Hause ist, wurde das Innviertel angeführt, aber es ist schon eine fantastische Tatasache, dass der Verein weit über seinen Sitz hinaus (gerne exemplarisch angeführt: Wien, Berlin und Bodensee) seine schon recht festen Wurzeln hat. Beim Cup wird dies besonders und immer stärker offensichtlich. Was die Weiblichkeit anlangt, so gibt es zudem einen „starken“ Trend zum „schwachen“ Geschlecht – 21 Seglerinnen machten diesmal mit.
Dabei Ölzeug und Lifebelt-Gürtel …
Eine Segelreise gestaltet sich manchmal etwas anders als ein strahlend schöner Sonntagsausflug mit dem Auto. Gerade Nordsardinien mit der Straße von Bonifacio birgt potentiell Starkwind in sich. Entsprechend brauchen Segler immer etwas mehr Ausrüstung als ein Schweizer Messer. Bei Flugrevieren kann es da schon zu leichtem Übergepäck kommen.
Klar zum Match nach des Horsten’s Regel …
Natürlich darf es auch Leute geben, die einen Wettkampf für überflüssig halten, aber der YCBS-Cup in seiner nun schon 17. Folge lebte doch eigentlich immer auch von diesem Ereignis, von diesem Nervenkitzel. Gerade für die Newcomer ist die Regatta immer ein sehr starkes Erlebnis. Dass die Regeln in ihrer Auslegung und die Entscheidungen der Wettfahrtsleitung schon mal etwas diskussionswürdig waren, das ist vielleicht auch eine Würze, wenn nicht gar das Salz in der Suppe. Horst hat sich diesmal im Vorlauf gut, aber im Match nur kurz bewährt. Einer Untiefe wegen sprang Altmeister Sepp bewährt in die Bresche.
Steif bläst der Wind, drum hoch die Segel …
Diesmal war es nicht so schlimm mit dem steifen Wind – bis auf ein paar Gewitterböen hielt sich die Luftbewegung in gut händelbaren Grenzen. Schöne Segelstunden durften wir trotzdem erleben. Spez. die erste Wettfahrt zeigte sich von der sehr passenden Seite. Aber auch an den anderen Tagen gab es die eine oder andere Möglichkeit für Lagen bis zur Scheuerleiste. Als Beispiel haben wir von der DAMADA lt. Kurzlogbuch immerhin 66 Seemeilen unter Segel absolviert (und wir hatten die Hand recht schnell an der Eisernen Genua).
Schon durchquerten wir sardische Küsten …
Nach Durchsicht der individuellen Routen der Schiffe (unter Ausklammerung der RAPA NUI) war die Isola Tavolara die südlichste, Castelsardo die westlichste und Bonifacio bzw. die Rondinara (schon auf Korsika) die nördlichste Ecke des befahrenen Reviers. Unser „Entdeckungsgebiet“ kann auch mit Costa Smeralda, Maddalena-Archipel, Costa Paradiso und das südlichste Korsika umrissen werden.
Brodelnde Welle mit hüpfenden Brüsten …
Die Welle zeigte sich diesmal nur behutsam, wenngleich trotzdem einige Teilnehmern etwas Unwohlsein begleitete und dadurch bedingt auch Törnpläne zwecks Magenschonung leicht modifiziert verliefen. Was die weiblichen Fenderbewegungen betrifft, so schaffte ein Sport-Oberteil diesmal also locker eine gute Fixierung.
Hart der Mistral im Segel-Kleide …
Auch der gefürchtete Fallwind aus dem Rhonetal, welcher in voller Ausprägung die Straße von Bonifacio unpassierbar machen kann, hatte diesmal gerade Siesta und wurde erst beim Heimflug wieder etwas munterer. Dies zeigte sich dann beim Jet-Start gegen den Wind in einem beachtlich steilen Aufstieg. Aber die oben bereits erwähnten Ersatzwinde aus unterschiedlichen Richtungen reichten trotzdem für fallweise volle Wäsche und beim Start zur ersten Wettfahrt hatten sich einige sogar fürs 1. Reff entschieden.
Voll mit Ichnusa der Männer Breite …
Wenn du es nach meinem Vorschlag machen willst, dann sprich das „ch“ als „k“ aus und denk dabei an dein Lieblingsbier. Ich persönlich mag die auf Schiffen meist verwendete Dosengerste von vornherein nicht besonders gerne, so hielt sich meine Bauchbreite hopfenseitig unaufgebläht. Dennoch denke ich, dass einige das sardische Gebräu als Trimmgewicht einsetzten – mehr Aussage dazu ergibt sich weiter unten automatisch aus dem Regattaergebnis.
Peilten Nuraghen bei schleichenden Fahrten …
Eines der frühen Sardenvölker in alter Zeit nannte sich Nuraghen bzw. wurde später und bis heute von den Historikern so vermerkt. Eines der auffälligen Überbleibsel sind massive Steintürme an diversen exponierten Stellen wie auf Kaps oder alten Siedlungsgründen. Der GPS-meidende Segelschüler findet somit auf Sardinien zusätzlich ein paar gut erkennbare Peilobjekte.
Alles voll Fels auf gallurischen Karten …
Die Gallura, die nordöstlichste sardische Region in römischer Gliederung erstreckt sich aus Küstensicht von Budoni an der Grenze zu Baroni, das liegt gut südlich der Isola Tavolara, und Badesi im Nordwesten, dort grenzt sie zwischen der Isola Rossa und Castelsardo an Anglona. Über weite Teile ragen hier Felsen ins Meer, sind Riffe und Inseln vorgelagert, erstrecken sich Untiefen – für den Seefahrer bedingt dies noch sorgsameres Navigieren. Im Landesinnern sind in der einst recht verlassenen Gegend speziell die Korkeichen daheim. Nach Einsetzen des Massentourismus und vor allem durch die Aufschließung der Costa Smeralda durch Aga Khan schälen sich hier und heute wohl mehr Sonnenhungrige als dickhäutige Bäume.
Wir sind geladen zum Abschluss-Feste …
Eine Törnwoche geht immer sehr schnell vorbei. Beim YCBS-Cup ist es gute Sitte und unumgänglicher Brauch, die Teilnehmer am Ende zusammen zu rufen – eine abschließende Feier gibt Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, verbindet und fördert die Gemeinschaft. Heuer ging’s per Bus von Portisco zum Restaurant DANTE nahe Porto Cervo. Ich fand es sehr nett dort, der Saal war wirklich geeignet für unsere Zwecke und das Essen einschließlich Service beachtlich gut und flott (alles wird wohl nie ganz passen, aber da sind bei fast 100 Besuchern ja auch die Geschmäcker und Meinungen vielfältig).
Singen im Lied: Dem Sieger das Beste ! …
Dem Sieger? Sieger sind wir alle nach einem gelungenen Törn in einer prachtvollen Umgebung, auch wenn das Wetter manchmal kühl durchwachsen war – aber hier ist der Sieger der Regatta, der Sieger des YCBS-Cups, der neue Club-Meister auf hoher See gemeint. Dem soll das Beste für den ersten Platz gewunschen werden.
Wer hat errungen den gold’nen Pokale ? …
Für’s erste gibt es beim YCBS-Cup immer nur das Bild der Siegerpfanne – das physische Mitnehmen solch meist sperriger Trümmer bei der Reise wäre zu aufwendig. Das 2D-Westentaschen-Format wird dann beim YCBS-Sommerfest gegen den echten Pokal getauscht.
Wo sind die Besten im ganzen Saale ?
Die Besten in Gemeinschaft Skipper mit Crew ermittelte der YCBS bisher und auch heuer wieder in zwei Wertungen – dem Weißen und dem Blauen Band. Beim Weißen Band werden die unterschiedlichen Schiffstypen nach ihrer baulichen Leistungsfähigkeit hinsichtlich Geschwindigkeitspotential bewertet und die tatsächliche Wettfahrtszeit rechnerisch um einen Faktor korrigiert. Die so ermittelte schnellste Zeit definiert den YCBS-Clubmeister des Jahres. Beim Blauen Band geht es um die eff. schnellste Ziel-Durchfahrtszeit aus der Summe aller Wettfahrten.
Wer zahlt die Runde für durstige Kehlen ? …
Beim Abschlussfest zahlt der YCBS als kleines Dankeschön für die Teilnahme an der Törnwoche. Die angefragte Runde für durstige Kehlen ist aber mehr in Richtung Cup-Sieger gemeint. Nun, da kein 3D-Pokal übergeben wird, müssen wir diese Frage wohl beim YCBS-Sommerfest noch einmal stellen. Wenn der „Echte“ überreicht ist, dann kann/darf/muss der Sieger befüllen und es kann geleert werden.
Das woll’n wir heute den Siegern befehlen ! …
Jetzt lassen wir die Katze aus dem Sack – also der Befehl zur Pokalfüllung ergeht diesmal an:
G O L D !
Der YCBS-Cup-Sieger und Hochsee-Clubmeister 2010 heißt Sepp HÖLLER mit seiner Crew !
Ein bekannter goldener Stern ist damit neuerlich am YCBS-Cup-Sieger-Himmel aufgegangen. Dies ist für Sepp das 5. Aufblinken nach seinen Siegen in den Jahren 1995/Cres, 1996/Athen, 1999/Marmaris und 2004/Veruda. Er steht nun für mindestens ein Jahr hell leuchtend als Club-Meister ganz oben. Die Crew hat natürlich einen nicht unerheblichen Anteil am Sieg – was wär‘ ein Herrscher ohne Untertanen ?
Sepp und Crew – der YCBS freut sich mit euch und gratuliert herzlich !
S I L B E R !
Ein zweiter Platz ist immerhin silberfarbig und von hinten gesehen ein sehr guter, aber er wird allgemein auch als etwas undankbar bezeichnet. Speziell wenn es sich für den Skipper quasi um eine Titelverteidigung handelt. Trotzdem denke ich, dass die Freude bei Schiffsführer und Crew groß ist, haben sie doch starke Kontinuität bewiesen – der YCBS gratuliert Fritz FEUERER und Crew zum Vicemeister 2010 !
B R O N Z E !
Eine starke und reife Leistung – wir gratulieren herzlich Skipper Christian MANNER mit Crew zum 3. Platz !
B L E C H 1 !
Die schnelle First 47.7 musste sich heuer etwas begnügen. Der YCBS gratuliert trotzdem Skipper Christian HAIDINGER und seiner Crew sehr herzlich zum undankbaren 4. Platz.
B L E C H 2 !
Der Commodore-Fluch hat wiederum zugeschlagen. Ferdinand Brandstätter ist Fünfter beim Cup 2010 und wir gratulieren ihm und seiner sich ebenfalls vornehm zurückhaltenden Crew !
BLAUES BAND !
Dem Revier Sardinien und seiner Zugehörigkeit zu Italien zollend wird hier von NASTRO AZZURRO (hier geht’s nicht um die bekannte Biersorte) gesprochen, gemeint ist der Preis für die „Schnellste gesegelte Zeit“ ohne Faktoren-Berücksichtigung – gesamt über beide Wettfahrten.
Dazu gratulieren wir mit einem dreifachen „Salute“ Sk. Fritz FEUERER (a so a Hund) und seiner Crew (solche Teifl’n) !
Auch den nachrangiger Platzierten (sh. Regatta-Wertung) eine herzliche Gratulation – da war überall viel Einsatz dabei !
Für mich war nach zwei Jahren Pause die heurige Cupteilnahme eine Art Wiedereinstieg – zwar nicht so sehr bei der Regatta, aber sonst fühlte ich mich wohl. Was ich vorfand, das war ein Klima der Geborgenheit und Vertrautheit in einer großen Gruppe – danke.
Mit ROSA und GRAU und zum Abschluss noch BLAU verabschiedet sich Schreiber ANTE vom Cup 2010 – der nächste kommt bestimmt 2011 !
Jo ho und ne‘ Buddel mit Rum
(das gab’s bereits nach dem gemeinsamen Lied-Experiment) !