ody12-07612-ycbs-odysseusNach Ankunft von Christian Haidinger übergibt Gerhard Nagy die EVA heil in Porto Rotondo an den neuen/alten Skipper (ein wenig schmäler ist er geworden – zumindest das Bild). Bald danach wird ausgelaufen – die YCBS-Odyssee hat schließlich ein nächstes Ziel, es ist der Hafen Bonifacio. Eine problemlose Querung der berüchtigten Seestraße zwischen Sardinien und Korsika folgt und gegen Abend finden die Irrfahrer gerade noch einen Platz im begehrten Ausflugsziel. Rastlos, von den Laistrygonen fliehend, geht es am nächsten Morgen schon wieder weiter. Leider machte nun Schlechtwetter Probleme und trübte das Skipperlachen: Ein Fluchthafen musste gefunden werden – und wo strandeten die Irrfahrer? La Maddalena barg die Durchnässten für eine Nacht, aber nun steuert die Crew das neue Ziel bereits wieder an: Capo Circeo am italienischen Festland. Mehr mittels Titelklick !

 …………………………………………………………………………………….

ody12-mini-vogel……………………
                                                      Für den vollen Überblick klicke auf das nebenstehende Bild >
……………………

 

Mittwoch, 5. September 2012 / 09:10

Buongiorno ! 

Es ist die feste Stimme des Skippers aus La Maddalena, die da aus dem Telefonhörer klingt:

Das Tief zieht schneller als erwartet nach Osten ab. Wir werden uns ab 10 Uhr flott hinten draufhängen und die gestern abgebrochene Überfahrt zum Kap Circeo neu angehen ! Von den ursprünglich 36 sind von hier aus noch 31 Stunden Reisezeit übrig. Klaus Obereder und ich suchen noch schnell eine Macelleria für etwas Fleischversorgung – ein letzter Kurzbesuch in diesem wunderbaren kleinen Ort La Maddalena – dann geht’s hinaus. Leider, leider müssen wir schon wieder abhauen. Mag uns denn keiner ? Nein, die Zirze ist’s, die wartet !

Damit ist zu hoffen und zu wünschen, dass diesmal alles glatt geht und nichts mehr dazwischen kommt. Morgen am späteren Nachmittag könnte die Erfolgsmeldung eintreffen.

Ciao Cala Gavetta, ciao La Maddalena und danke für deinen Schutz heute Nacht ! Das Erlebnisse in der Straße von Bonifacio auch anders ausgehen können, das kannst du in der 9/2012-YR auf den Seiten 16/17 nachlesen.

ody12-07620-ciao-cala-gavetta

 


Dienstag, 4. September 2012 / 20:30

Sind um 16 Uhr bei strömendem Regen auf der Insel La Maddalena in der Cala Gavetta eingetroffen. Wir haben das Schiff noch aufgetankt und liegen nun, zwar nach wie vor im Regen, aber sicher im Hafen. Nach dem Festmachen gab es warme Hendlsuppe mit frischem französischen Baggett, so erholten sich unsere Seekranken schnell. Christian wird heute abend noch einen Bericht schicken – sofern es funktioniert. Jetzt werden Spaghetti arrabiata zum Abendessen serviert.

Damit klinkt sich Kombüsenchef Gerhard wieder aus. Die Cala Gavetta auf Maddalena ist es als Zufluchtsort also geworden. Viele von uns werden den netten Ort vom YCBS-Cup 2010 noch kennen. Von hier aus brachen wir damals am Donnerstag in der Früh zur ersten Wettfahrt auf.

Der angekündigte vollplastische Bericht lässt nicht mehr lange auf sich warten – Skipper Christian nennt ihn

                          Die letzten beiden sehr turbulenten Tage !

Mit dieser Betitelung liegt er wohl nicht falsch. Dazu noch ein Bild mit der feuchten Benamsung „Waschtag“:

ody12-07614-vollwaschgang


Dienstag, 4. September 2012 / 13:30

Gerhard ruft neuerlich an und meldet leider weiterhin schweres Wetter und zudem zwei Seekranke in der Crew. Er ersucht um eine aktuelle Wetterprognose, welche ich dann etwas später an Skipper Christian durchgebe. Die Situaion ist leider so, dass bis mindestens in die Nacht hinein die Bedingungen vorhersagemäßig keine rosigen sein würden, so entscheidet sich Christian, in Anbetracht der zwei Erkrankten und auch der Durchnässung der weiteren Crew wegen, für ein Ablaufen Richtung sardischer Küste, um dort einen Schutzhafen anzulaufen. Das Kap Circeo ist damit vorerst gestrichen und Christian muss je nach Entwicklung der Situation erst checken, ob es sich später zeitlich noch ausgeht.

ody12-07613-ablaufen

Dienstag, 4. September 2012 / 11:20

Gerhard macht nun wieder den Nachrichten-Offizier und meldet bei noch brauchbarer GSM-Verbindung schweres Wetter in der Straße von Bonifacio bei Kurs nach Osten – extrem starker Regen, alle in vollem Ölzeug, drittes Reff, Wind 25 bis 30 kn aus NNW, viel Welle. Sind um 09:45 in Bonifacio abgefahren.

Dienstag, 4. September 2012 / 09:30

Offenbar gibt es Probleme mit den elekronischen Kommunikationsmedien, denn seit gestern Mittag – kurz vor Beginn der Querung der Straße von Bonifacio – gibt es keinen Kontakt mit den Irrfahrern. Nun aber gelingt eine Verbindung, erst mit Gerhard Nagy und dann auch mit dem neuen Skipper Christian Haidinger:

ody12-07610-regen-bonifacioWir haben eben alle Hände voll zu tun, denn wir werden von den Laistrygonen beworfen, zwar zum Glück nicht mit Steinen und Felsbrocken, aber mit schwerem Regen. Über der Bucht von Bonifacio steht zur Zeit ein lokales Gewitter und das schaufelt unheimlich viel Wasser herunter. Eigentlich wollten wir gerade auslaufen, um diesen verfluchten Ort so schnell wie möglich zu verlassen, aber das ist nun kein guter Zeitpunkt, wo es außerdem sehr eng zugeht.

Ja, gestern sind wir gut und flott hierher rüber gekommen und es gab zum Glück noch einen einzigen Platz, ein wirklich allerletztes, sehr enges Plätzchen direkt am Kai. Gerhard fädelte die EVA aber perfekt ein – mit Frauen kann er wirklich gut umgehen. Von da aus brauchten wir nur noch hinaussteigen und zum nahen Wirtn gehen, wo wir auch gleich ein Skipper-Abendessen konsumieren konnten.

Sobald nun der Wolkenbruch nachlässt und ein ebenfalls ausfahrbereiter Nachbar etwas Platz schafft, dann starten wir in die nächste Irrfahrten-Runde. Es geht Richtung Osten hinüber nach San Felice beim Kap Circeo am italienischen Festland – rund 180 sm für etwa 36 Stunden, das heißt, wir sollten morgen gegen Abend jedenfalls dort sein. Bis dahin verschwinden wir wieder von der Bildfläche.

Mit guten Wünschen für die nächste Überfahrt lasse ich die Irrfahrer im Regen von Bonifacio – bei den Laistrygonen – nun wieder alleine.

Vorspann:

ody12-07609-laistrygonTagelang war Odysseus‘ Flotte nach der verwehrten neuerlichen Unterstützung durch Äolos nun schon im westlichen Mittelmeer umher geirrt. Endlich finden die Schiffe einen – zumindest vermeintlich – schützenden Hafen. Homer nennt den Ort Telepylos, ein Pylos in der Ferne – Pylos heißt Tor, Einfahrt, Schlupfloch. Pylos ist bekannterweise ein Ort am westlichen Peloponnes, ein Schutzhafen in der geschichtsträchtigen Bucht von Navarino. Speziell viele ehemalige Eckercup-Teilnehmer kennen Pylos und haben dort Unterschlupf gefunden. Wenn nun Odysseus in der Ferne einen ähnlich Ort findet, einen wo auch ein wild gewordenes Meer keine Chance hat, weil er praktisch ringsum von schützendem Land umgeben ist, dann braucht es nicht wundern, wenn er dort anlandet. Was die Irrfahrer nicht wissen: der Flecken ist zwar vom Meer geschützt, aber was ist mit den Bewohnern ? Hier leben menschenfressende Riesen – ihr Stammvater heißt Laistrygon und der ist ausgerechnet auch, wie der einäugige Polyphem, ein Sohn Poseidons. Na, das kann ja heiter werden: Unsere Gefährten kommen, gelinde gesagt, vom Regen in die Traufe oder in die Höhle des Löwen – eigentlich in des Teufels Küche. Ahnt Odysseus etwas davon ? Verwunderlich ist nur, dass er sein eigenes Schiff heraußen bei der Einfahrt parkt und nur die restlichen Flottenschiffe in die tiefe, von hohen Felsen umsäumte Bucht fahren lässt ?


Ernli Bradford vermutet, dass Bonifacio im Süden von Korsika das Homerische Telepylos ist:

ody12-07600-telepylos

Des langen Vorspanns unseliger Ausgang: Nur Odysseus‘ Schiff und dessen Besatzung – und der Held natürlich auch (der Hauptdarsteller darf nicht mitten in der Geschichte sterben) – kommen davon, weil draußen in der Einfahrt liegend. Die Flotte in der Bucht und alle Gefährten darauf werden erbarmungslos vernichtet.

ody12-07602-vernichtung
…. und siehe !

Mit einmal kamen hieher und dorther die rüstigen Laistrygonen
zahllos zuhauf; sie glichen nicht Menschen, sondern Giganten.

Diese schleuderten jetzt von dem Fels unmenschliche Lasten Steine herab;
da entstand in den Schiffen ein schrecklich Getümmel,

sterbender Männer Geschrei und das Krachen zerschmetterter Schiffe.
Und nun man durchstach sie, wie Fische,
und trug sie zum scheußlichen Fraß hin.

Ausgerechnet der listige Odysseus hatte seine Schiffe und Männer in eine tötliche Falle manöveriert. Und wie passt das zusammen: Kein Wort bei Homer von Beistand; der Kämpfer von Troja rettet seine Haut, indem er abhaut und die ihm Anvertrauten erbärmlich verrecken lässt. Wie muss es dem Helden hinterher ergangen sein ? Nicht nur den Verlust der Kameraden und Schiffe hatte er zu verkraften, auch die katastrophale Last des eigenen Versagens.

Hier – nicht ganz ernst gemeint – noch die Odyssee-Flotte vor der Vernichtung durch die Laistrygonen (Rolex-Cup-Schiffe im Breitformat):

ody12-07621-schwarze-schiffe

Hier kannst du zum vorherigen bzw. zum nächsten Berichtsblock oder zur vogelperspektivischen Gesamtseite verzweigen !

 


Der YCBS auf den Spuren des antiken Helden Odysseus – eine Mittelmeer-Langfahrt 2011/2012 in Etappen – viel Spaß beim Surf-Miterleben – ab 02.9.2012 eingewebt by ANTE