Die Costa Smeralda und ein „Blinder Passagier“ 
Türkisblaues Wasser, alte Felsen, ein Club-Urgestein, ein Skipper namens Peppino mit erstsegelnder Heilpraktikerin und eine lustige weitere Crew – das sind die Zutaten für diesen Bericht von Elisabeth Herzog (mit Bildern vom „Blinden“).

 

Es begann zwei Jahre zuvor. Ein in die Jahre gekommenes YCBS-Mitglied feierte seinen 60. Geburtstag und einige Segelfreunde schenkten ihm dazu passend eine Gratis-Törnteilnahme an der Granitküste Sardiniens, besser bekannt unter dem klingenden Namen COSTA SMERALDA. Einige terminliche Probleme verzögerten die Gutschein-Einlösung, aber dann klappte es doch noch.

Sardienen und Sarden !
Die Sardinien-Crew v.l.n.r.:
Co-Sk. Reinhard Kirnstedter
Frisch-Maga Romana Penias
Langzeit-Doktor Werner Zarl
Diplom-Chefköchin Lore Zarl
Blindpassagier Anton Herzog
Reporterin Elisabeth Herzog
Schiffsführer Ing. Josef Maier
Heilprakt. (Aloe)Vera Lindner


Eine kurzer Hinweis zum Törnverlauf, sowie zum Aufbau und Inhalt dieses Berichts vorweg:

Sardinien ist im Hochsommer ein sehr heißes Land. Dieser Umstand beeinflusst auch einen Törnverlauf. Die bei unseren vorherigen Segelreisen meist üblichen interessanten Landausflüge und Besichtigungen entfielen diesmal weitgehend – hitzebedingt. Gut auszuhalten war es meist nur in Wasser-Nähe, noch besser gleich schwimmend im Meer bzw. in Fahrt. Fortbewegung diente also nicht nur der Reise von A nach B, sondern ganz wesentlich auch der Kühlung. Genauere Erhebungen und Details fielen ebenfalls nicht sehr ausgeprägt aus – man wird faul in der übermäßigen Sonne. So ist es eine Relaxtörn-Text- und Bild-Reportage, vorwiegend Küste und Fahrt betreffend, in zwei Ebenen geworden. Im Vordergrund steht eine kompaktere Ablauf-Beschreibung für den schnelleren Lese-Durchlauf und in zweiter Ebene kann pro Tag auf mehr Text und zusätzliche Bilder verlinkt zugegriffen werden, wobei der Hintergrund-Bereich vorwiegend für das Crew-Umfeld als Rückblick gedacht ist. Natürlich dürfen die kleinen Nebengeschichten auch alle anderen gerne lesen, wozu ich gegebenenfalls viel Spaß wünsche.

Hier gleich noch ein paar Übersichtskarten, u. a. mit Eintrag unserer Tagesetappen:

Grobübersicht FahrgebietLage Startort Marina di PortiscoTagesstrecken in Farben

Tagfarben: SO>gelb  MO>grün  DI>blau  MI>orange  DO>violett  FR>oliv 

Samstag, 2. August 2008 – Anreise nach Sardinien und Schiffsübernahme

 

 

 

 

Blick über die Marina di PortiscoStart in Braunau um 2 Uhr 45 mit Zarls Bus nach München – Abflug mit TUIFLY um 6 Uhr 30 – Ruhiger Flug – Ankunft in Oblia um 8 Uhr 15 – Transfer mit Bus der Charterfirma Boomerang in die Marina di Portisco – Eintreffen der beiden Sardinienurlauber Romana und Reinhard – Übernahme einer Oceanis 473 erst am späten Nachmittag – Schiff ist okay – Einkauf im Marinashop – gut ausgestattet – Abendessen an Bord – Geburtstagsmoonriser in einer Bar – alle schon ein bisschen müde – erste Nächtigung auf der AGUSTINA > mehr Details !

 


Sonntag, 3. August 2008 – von der Marina di Portisco zur Insel Caprera

Jede Bucht eine Wucht - Cala Liscia !Am Morgen Besprechung, ob unser Törn in den belebten Norden (entlang der Costa Smeralda) oder in den etwas ruhigeren Süden gehen soll – Crew entscheidet sich vorerst für die Costa Smeralda – wunderschöne Landschaft – rötliche Klippen -weiße Sandstrände und einladende Buchten – Wind kommt auf (18 kn) – Segel setzen – leider nur für eine 1/2 Stunde – Motorfahrt zu den Inseln Soffi und Mortorio – Motoryachten in Porto CervoBuchten sehr überfüllt mit Motoryachten – kein Ankerplatz zu finden – fahren weiter zur  Ankerbucht südlich der Halbinsel Punta Capaccio – schöne Bucht für unsere Mittagspause – Ansteuerung Porto Cervo – drehen eine Ehrenrunde im Hafenbecken des Nobelortes – Brise 15 kn – segeln mit raumen Wind durch den Passo delle Bisce – tolle Gleitfahrt in das Maddalena-Archipel – ankern in der großen Bucht Porto Palma  an der Insel Caprera – ruhige Nacht > mehr Details !


Montag, 4. Aug. 2008 – von Caprera über Lavezzi und Bonifacio nach Santa Teresa

Landgang auf LavezziHeute traumhaftes Segeln – vorbei am Capo d´Orso (Bärencup) – verblüffende Felsformation in Bärenform – beneidenswertes Anwesen mit blühenden Bougainvilleas in Sicht – wir werden immer wieder durch die teilweise vorbeirasenden Motorboote jeglicher Größe gut durchgeschüttelt – Insel Spargi bleibt an Steuerbord liegen, ebenso die Insel Razzoli – fahren ein in die Straße von Bonifacio und ankern in der Cala di u Greco an der Ostseite der Insel Lavezzi (gehört bereits zu Korsika) – achtgeben, Peppino's Traum - Bonifacio auf Korsikada hier sehr felsig und viele Untiefen –  sehr beliebte Ankerbucht – nach Landgang und Mittagspause wird durch die berühmte Meerenge bei 25 kn Wind gesegelt – tolle Sache – beeindruckende Kreidefelsenküste nahe der Stadt Bonifacio – diese leider total überfüllt – wir bekommen keinen Platz – zurück nach Sardinien – super Rauschefahrt bei Halbwind (22 kn) – nach einer Stunde legen wir in der sehr schönen Marina Santa Teresa di Gallura an ( 97,50 Euro + 2 Euro pro Person Duschmünzen) – Einkauf, Essen und Stadtbummel mit südamerikanischer Musik auf dem etwas versteckten Hauptplatz > mehr Details !

Dienstag, 5. August 2008 – von Santa Teresa di Galura zur Marina di Puntaldia

Santa Teresa di GalluraHeute ist der Himmel verhängt – Wind hat gedreht und zugelegt, ein richtiger Blasius – fahren nicht zurück nach Bonifacio (besuchen wir ein andermal), sondern segeln bei Windstärke 5 und Seegang 2-3 Richtung SO – schöner Raumwindkurs – Tagesziel wäre die Insel Tavolara – Ankerversuch in einer Bucht der Isola di Li Nibani – zu unruhig – fahren weiter – Anker fällt in der Bucht von Porto Liccia – Badestopp und Mittagspause – etwas wellig – segeln nun nur mit Genua – Es gibt viel zu sehen !Wind schläft ein – Motorfahrt westlich vorbei an der Insel Mortorio, dem Capo Figari und der Isola Tavolara bis zur Marina Pundaldia in der Bucht Porto Brandinchi – laufen erst um 20 Uhr 10 ein – haben heute zwischen 45 und 50 sm (unsere Logge funktioniert nicht) hinter uns – teuerste, aber sehr schöne Marina (200 Euro) – Ort wunderbar angelegt – speisen bestens, allerdings auch nicht billig  – Tagesausklang in einer lauschigen Nacht bei einem Gläschen Wein auf unserer Agustina > mehr Details !


Mittwoch, 6. August 2008 – von der Marina di Puntaldia zur Cala di Cartoe

Blick auf die Isola di TabolaraWieder herrlichstes Wetter – morgendliches Schwimmen vom nahen Strand weg – Frühstück mit köstlichen Croissants im Ort (beeindruckende Aussicht auf Marina und Meer) – gemütliches Segeln bei Windstärke 2-3 auf Vorwindkurs – vorbei an wunderschönen Felsformationen und weißen Stränden – Mittagessen und Kaffeepause gibt es heute während der Fahrt – Wind fällt total aus – Badestopp in der Cala Ginepro – türkises, Weiter geht's nach Südenfast kitschiges, karibisches Wasser – herrlichstes Schwimmen – genießen Campari-Soda an Bord – Weiterfahrt mit Motor in den Golf von Orosei – besonderes Augenmerk auf einen überspülten Felsen ist nötig – suchen nach geeignetem Ankerplatz – Anker fällt um 18 Uhr 27 in der Cala di Cartoe – eine wunderschöne Sternennacht beschert uns einen romantischen Tagesabschluss und einen ruhigen Buchtenschlaf > mehr Details !


Donnerstag, 7. August 2008 – von Cartoe zur Cala Luna und zur Marina La Caletta

Höhlenfront der Cala LunaFrüher Aufbruch durch Vera und dem Skipper, um bei Sonnenaufgang bei der Cala Luna zu sein (ganz schaffen sie es nicht) – Bucht wird ihrem Ruf gerecht – wunderschön – viele Höhlen zu sehen – einige Schiffe ankern hier (11 an der Zahl) – Landgang und Höhlenerforschung – frühstücken – Schlaucherlfahrt (durch eine kleine Höhle kann man durchfahren) – hier ist nun unser südlichster Punkt, es geht retour – Anker fällt bei der blauen Grotte – man kann nur mit Führung hinein – dauert ca. 2 Stunden – Rückblick auf einen schönen TörnPreis pro Person 8 Euro – beschließen weiterzufahren – Badestopp in Foce del Cedrino – einige braune Quallen im Wasser – nur Mutige baden – sehr heiß, daher bald nächster Kurzbadestopp in schönstem Türkis-Wasser – Wind kommt auf – setzen Genua und ziehen mit 7 kn raumschots dahin – anlegen mit viel Seitenwind, doch ohne Schwierigkeiten, um 17 Uhr 15 in der Marina Caletta – Marinagebühr 89 Euro – noch viel in Bau – laut Führer schlechte Versorgung mit Restaurants – finden trotzdem gutes Einheimischen-Lokal – Speisekarte ? – Giovanna: Ich bin die Speisekarte – gutes Essen und süffiger Wein – günstige Preise > mehr Details !

Freitag, 8. August 2008 – von La Caletta in den Heimathafen Marina di Portisco

Mistralige RückfahrtFrühstück in der Marinabar – heute geht’s zurück in den ca. 30 sm entfernten Heimathafen – segeln bei 14 Knoten Wind mit Raumschotkurs, später Vorwindkurs (Butterfly) Richtung Norden – doch Wind schläft ein – mit Motor gehts zwischen dem Capo Coda Cavallo und der Isola Molara in die Bucht Punta Spalmatore an der Westseite der sehr interessanten Isola Tavolara (Tafelberg)  –  nicht zu lange Mittagspause – Wolken haben sich vor die Sonne  geschoben – tanken schon in Baia Caddinas bei sehr starkem Seitenwind – 73 l gehen hinein  – aufpassen, Tankwart hat Tankuhr nicht ganz zurück gestellt (27 l stehen noch darauf) – Ergeizige TrimmfrauenMistral setzt ein – setzen Segel – müssen kreuzen – sehr spritzige Fahrt – Wind nimmt von 20 auf 38 kn zu – kommen nicht sehr voran – die Zeit läuft davon – sollten bis 18 Uhr im Hafen sein – bergen Segel – ziemliche Gischt – alles strömt in den Hafen – um 19 Uhr legen wir bei sehr viel Wind in der Marina di Portisco an – müssen nochmals weg, da unser Platz für eine Motoryacht reserviert ist – Verlegung führt aber Mitarbeiter der Charterfirma Boomerang durch –  großes Einpacken – Schiffsrückgabe problemlos – Pizzaessen im Marinagelände (von Boomerangchefin empfohlen) – schmeckt wirklich ausgezeichnet, dazu guten Weißwein (Vermentino di Gallura) – Ausklang am Schiff mit etwas Wehmut (Wermut) , da ein schöner Törn viel zu schnell zu Ende ist > mehr Details !


Samstag, 9. August 2008 – Abschied von Sardinien und ein kurzes Resümee

Ein Abschieds-SundownerHeute geht es wieder zurück in die Heimat – haben Zeit bis 11 Uhr – frühstücken noch an Bord – schauen uns das Schiff mit dem gekappten Mast an und verbringen noch etwas Zeit, um in den Geschäften zu stöbern und unseren Durst zu stillen – um 11 Uhr bringt uns der Transferbus nach Olbia – am Flughafen kaufen wir noch einige Mitbringsl  in den Duty free shops – noch eine Kleinigkeit essen und schon wird eingecheckt – pünktlich um 14 Uhr 15 verlassen wir Sardinien – bereits 10 Minuten vor Plan-Ankunftszeit landen wir in München – Werner nimmt wieder die S-Bahn zum Parkplatz und holt den Bus – Reinhard und Romana verabschieden sich (sind selbst mit dem Auto da) – restliche Crew vertilgt inzwischen Weißbier und Breze – problemlose Nachhausefahrt –  Vera und Josef werden in Kirchdorf ausgeladen – um 18 Uhr 30 sind wir wieder wohlbehalten beim Atriumhaus gelandet – schade und doch auch schön !

Viele Riffe und viel Verkehr !Damit ist unser Sardinien-Urlaub auch schon wieder vorbei. Allen Seglern kann das Revier einerseits empfohlen werden – weil es landschaftlich herausragend schön ist, weil es herrliches Wasser und wunderschöne Strände bietet, weil es – in unserem Fall zumindest – auch im Hochsommer mit ausreichend guten Segelwind aufwartet, weil es einen Eindruck von viel Geld und Reichtum vermittelt. Andererseits gibt es aber auch Einschränkungen und einiges zu beachten. Da ist das Revier doch recht vollgespickt mit Riffen und Untiefen – sorgfältigeres Navigieren ist angesagt, da ist auch ein Wind namens Mistral – spez. in der Straße von Bonifacio – nicht außer acht zu lassen, da ist im Bereich der Costa Smeralda oft die Motoryachten-Hölle los – wohl dem, der dann sein ruhiges und freies Plätzchen findet und sich auch noch schwimmen traut , da gibt es im Hochsommer meist Temperaturen, die manchen geplanten Landgang schweißkapitulierend stornieren, da ist last put not least das Preisniveau nicht so, dass man gerade günstig durch den Törn kommt. Wie immer man zu den Dingen steht, einmal sollte man sich zumindest das Revier geben und dann für sich sein Urteil fällen.

Segeln in der Straße von BonifacioAbschließend besten Dank an unseren Skipper Peppino für die ausgezeichnete Törn-Durchführung – nicht eine Klippe ist uns dreingelaufen und nicht einen Sundowner hat er verpasst. Dass er sich jedoch seinen sehnlichen Wunsch nicht erfüllen konnte, nämlich den einer Anlandung auf Bonifacio, das tut mir leid. Aber er ist ja noch jung und schön, und ein wenig reich ist er auch schon, da wird es doch ein andermal noch was werden. DieTörnbericht-Autorin denkt angestrengt über richtige Formulierungen nach !Nicht unerwähnt bleiben darf der furchtlose und immer angenehme Erst-Törneinsatz unserer Guiseppina, d. h. von Vera. Sie hat nicht nur nicht in die Wellen gebrochen, nein, sie hat sogar selbstlos die bewegungslosen Segel-Althasen wieder orthopädisch auf Vorder-Mann/Frau gebracht und ihnen die Wirbelsäulen statt der Segel wirkungsvoll und schmerzlindernd getrimmt – herzlichen Dank dafür. Natürlich hat auch die Stammcrew in gewohnter Manier alles wieder bestens bewältigt – euch allen ein pauschales Danke für die lustige Woche.

Mit herzlichen Grüßen an alle Seglerinnen und Segler, an alle Sardinienfreunde, spez. an die Crew entwebt sich mit Mast- und Schotbruch    eure Elisabeth